SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Es hat mich berührt, als im Radio die Nachricht kam: Udo Jürgens ist tot. Ich hab ihn als Sänger sehr „gemocht“. Nicht nur weil er auch aus Kärnten kommt, so wie ich.

Seine Lieder mag ich gerne. Sie machen mir Mut, sie strotzen nur so von Lebenskraft. Im vergangenen Jahr hat Udo Jürgens zu seinem 80sten Geburtstag seinen letzten Song geschrieben. Dieser Song heißt: „Mitten im Leben“. Er selbst hat in einem Interview bei der Veröffentlichung des Musiktitels gesagt: „Ja, ich weiß, der Titel klingt ein bisschen widersprüchlich. Mitten im Leben und ich steh nun schon am Ende meines Lebens. Aber ich weiß nicht, wann mein Leben vorbei sein wird. Deshalb will ich bis zum Schluss alles geben – mit voller Kraft.“

Und genau so singt er dieses Lied auch. Es heißt da zum Beispiel: „Du bist Optimist, auch wenn alles zerbricht, verlierst du die Hoffnung nicht.“

Das klingt für mich wie eine Lebensweisheit, die Udo Jürgens noch gerne weitergeben wollte: Verlier die Hoffnung nicht.

Bei so einem Lied merke ich wieder, wie gut Musik tun kann. Wie oft höre ich ein Lied und es trifft mich mitten in meinem Leben. Und oft ist es nur ein Satz oder ein Wort, die mich stark berühren tief drinnen, wo es mir genauso geht wie in dem Lied. Und irgendwie hilft mir das dann auch weiter.
Die Lieder von Udo Jürgens mag ich deshalb auch so gerne, weil sie für mich echt und authentisch sind. Er hat immer auch ein Stück von sich und seinem Leben erzählt. Er hat etwas von sich hergegeben und damit auch anderen etwas geschenkt.
Die Bühne, das war sein Leben, das hat er immer wieder betont. Berührt hat mich auch, als er in seiner Biografie schreibt, wie er mit dem Tod seiner Mutter umgegangen ist. Er wusste, dass sie bald sterben wird. Da hat er sie zu sich in die Schweiz eingeladen und mit ihr ein letztes schönes Wochenende verbracht. „Wir beide wussten, dass es das letzte Mal sein wird. Es war trotzdem schön. Ich habe meine Mutter in ein Hotel eingeladen, ich habe sie richtig verwöhnt, wir haben Sekt getrunken und waren einfach zusammen, nur wir beide. Sie hat sich so darüber gefreut. Das werde ich nie vergessen.“ Es imponiert mir, wie er als Mensch mit dem Tod umgegangen ist. Dass er nicht traurig war, dass seine Mutter sterben wird, sondern dass er mit ihr noch bewusst gelebt hat. Udo Jürgens sagte in einem Interview mal von sich, dass er nicht religiös ist, aber ich glaube, er hat viel vom Leben verstanden.

Er schreibt in seinem letzten Lied: „Du spürst, wie deine Stärke wächst, wenn du vertraust. Auch wenn jeder sagt, dass es ausweglos ist, stehst du auf, gerade dann“. Diesen Satz mag ich besonders: Aufstehen fürs Leben. Der Tod von Udo Jürgens hat mich nachdenklich gemacht. Seine Lieder bleiben. Und sie haben eine Botschaft für mich: Das Leben anzupacken – mit voller Kraft. Danke, Udo Jürgens. 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19191
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