Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wie möchten Sie sterben?“, das wurde ich vor einigen Tagen auf einem Friedhof gefragt. Ich hatte eine Trauerfeier zu leiten, und so kam die Frage für mich nicht völlig überraschend. – Ja, wie möchte ich sterben?

Früher dachte ich: „Wie ein Baum, den man fällt“, wie es in einem Lied von Reinhard Mey heißt. Umfallen, tot sein, aus.

Doch heute denke ich anders. Ich möchte mich dem nahen Tod – wenn möglich – noch gegenüber verhalten können, Abschied nehmen können von lieben Menschen. Und: Ich möchte nichts von all dem zurücknehmen, was mir im Leben wichtig war und worauf ich ein Leben lang gebaut und gesetzt habe. Drei Dinge möchte ich nennen: Die Liebe, mein Engagement und meinen Glauben.

Nichts zurücknehmen müssen von der Liebe, die mir geschenkt wurde und die ich anderen Menschen geschenkt habe. Es wäre schön, wenn diese Liebe Bestand halten könnte über meinen Tod hinaus.

Nichts zurücknehmen müssen von dem, wofür ich mich eingesetzt habe. Es wäre schön, wenn mein Einsatz für das, was mir wichtig war, Bestand halten könnte über meinen Tod hinaus.

Und schließlich: Nichts zurücknehmen müssen von dem, woran ich ein Leben lang geglaubt habe. Es wäre schön, wenn ich mich auch im Angesicht des eigenen Todes von der Liebe Gottes getragen  wüsste.

„Wie möchte ich sterben?“ – Nicht allein und ohne Schmerzen, wenn möglich. Aber auch:  Den Tod vor Augen treu zu dem stehen können, was mich ein Leben lang getragen hat – die Liebe, mein Engagement und mein Glaube – das wäre ein Geschenk, um das ich Gott bitten möchte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19173
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