SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Meine Tochter Emma ist neun Jahre alt. Und sie hat eine Menge Freundinnen. Die kommen ab und an vorbei, haben Spaß zusammen, wollen Chips und Süßigkeiten. Und dann gehen sie wieder, werden abgeholt von ihren Eltern. Wie Paula.
Die zieht ihre Jacke und ihre Stiefel an, während draußen der Motor des elterlichen Autos läuft. Die üblichen Verabschiedungszeremonien sind bewältigt, da dreht sich Paula noch einmal um: „Gott segne euch“, schmettert sie durch den Flur. Und wir müssen alle furchtbar lachen.
Vielleicht wollte Paula einfach sagen, dass sie gerne bei uns war. Vielleicht dachte sie auch, dass ein Segensgruß in einem Pfarrhaus nie verkehrt ist. Oder sie wollte, dass wir alle furchtbar lachen. Auf jeden Fall gehe ich in die Küche und muss noch immer lachen. Gott segne euch. Ein großes Wort für ein kleines Mädchen.
Aber eigentlich ein gutes Wort. Viel besser als „Tschüss“ oder „Mach’s gut“. Früher gingen Segensworte Menschen viel leichter über die Lippen als heute. Da war es ganz normal, einander zu segnen. Einander Gottes gute Begleitung zu wünschen. Wenn man das heute im Alltag tut, riskiert man verwunderte Blicke. So als wäre man religiös abgedreht. Dabei ist an Gottes guter Begleitung doch noch immer nichts Verkehrtes.
In diesem Sinne lache ich noch immer. Nicht wegen Paula, sondern wegen ihres Segens. Weil es mich eigentlich freut, dass mir jemand Segen gewünscht hat. Dass mir jemand ein richtig gutes Wort zugesprochen hat. Das mir mehr bedeutet als „Tschüss“ oder „Macht’s gut“. Paulas Segen hat mich an diesem Abend getragen. Beim Kochen und Essen, beim Zubettgehen und Einschlafen. Paulas Segen hat mir einfach mitten im Alltag richtig gut getan.
Deswegen verabschiede ich mich heute von Ihnen nun eben auch nicht mit „Tschüss“ oder „Machen Sie’s gut“. Sondern ich wünsche Ihnen mitten in Ihrem Alltag von Herzen ein kräftiges und ernst gemeintes: Gott segne Sie!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19160
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