SWR2 Wort zum Tag

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We shall overcome. Das Lied mit dem englischen Text wird auf der ganzen Welt gesungen. Der Mann, der es bekannt gemacht hat, ist heute vor einem Jahr gestorben. Pete Seeger. Der Text seinen berühmtesten Liedes ist denkbar einfach: We shall overcome, / we shall overcome, / we shall overcome some day. // Oh, deep in my heart / I do believe, / we shall overcome, some day.

Auf deutsch: Wir werden es überwinden. / Wir werden es eines Tages überwinden .// Tief in meinem Herzen glaube ich daran: / Wir werden es eines Tages überwinden.

Allgemein gilt We Shall Overcome als Protestsong. Zu Recht: Es war das Lied der nordamerikanischen Anti-Apartheid-Bewegung. In Südafrika hat es die Befreiungsbewegung begleitet. Und in Deutschland hat es vor allem die Friedensbewegung der 1980er Jahre gesungen.

Der Text von We Shall Overcome klingt fast schon religiös. Etwas überwinden, an etwas glauben, den Blick in die Zukunft richten, diese Textzeilen finden sich auch in vielen religiösen Liedern.

Und tatsächlich stammt das Stück aus dem christlichen Kontext. Geschrieben hat es ein amerikanischer Pfarrer Anfang des 20. Jahrhunderts. Das hieß das Lied allerdings noch We Will Overcome Some Day. Später wird es dann von streikenden Arbeitern umgedichtet und zu einem universalen Song. Ein Song, der eine menschliche Sehnsucht in wenigen Worten fasst: die Sehnsucht frei zu sein, unabhängig zu sein. Das buchstabieren auch die anderen Strophen des Liedes aus. Sie erzählen von der Sehnsucht nach Gemeinschaft, erzählen davon, dass Menschen als Brüder und Schwestern zusammenleben, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt. Jetzt wird auch klar, was da überwunden werden soll: Alle Grenzen und Schranken zwischen Menschen.

Diese Sehnsucht teile ich, aus meinem Glauben heraus. Paulus, einer der ersten Christen, schreibt vor fast zweitausend Jahren: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28). Das ist bis heute eine große Hoffnung geblieben. Denn es gibt Grenzen und Schranken. Aber es ist schon ein erster Schritt, dass die Hoffnung lebendig ist, dass diese überwunden werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19123
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