SWR2 Wort zum Tag

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 und die Spatzen pfeifen lassen.“

Turin in Norditalien im Jahr 1850. Die Stadt steckt mitten in der industriellen Revolution. Es wandern massenhaft Menschen ein, und die Stadt platzt aus allen Nähten. Gleichzeitig gibt es viele Arbeitslose, arme Menschen, kriminelle Banden und Straßenkinder.

In dieser Stadt und in dieser Zeit hat jemand folgenden Satz geprägt: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“

Dieses Zitat wirkt auf mich zunächst etwas banal, ja fast schon ignorant angesichts der schlimmen Verhältnisse.

Es stammt von Johannes Don Bosco. Sein Leben kann helfen diesen Spruch besser zu verstehen. Johannes Bosco wurde vor genau 200 Jahren geboren. Ein Mann aus ganz einfachen Verhältnissen. Schon früh hat er seinen Vater verloren, und es war ein langer Weg bis er schließlich Priester in Turin wurde. Und in dieser Stadt voller Probleme lebte er. „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ In diesem Kontext wirkt dieses Zitat für mich noch befremdlicher. Wie kann man angesichts solcher Probleme so eine scheinbar einfältig-fröhliche Haltung vertreten?

Don Bosco war bestimmt kein naiver Tagträumer. Er hat sich besonders um die Jugendlichen auf den Straßen von Turin gekümmert. Er hat dafür gesorgt, dass sie die Schule besuchen konnten, eine Ausbildung bekamen und sich auch in ihrer Freizeit beschäftigen konnten. Sein sogenanntes „Oratorium“, also Gebetshaus, wurde zu einem offenen Haus für junge Menschen. Eine Art Jugendzentrum der ersten Stunde.

Es gibt viele Geschichten aus dem Leben Don Boscos. Allen ist gemeinsam, dass er die Jugendlichen respektiert und so ihr Vertrauen gewonnen hat. Johannes Don Bosco ist für mich ein moderner Heiliger. Heute ist sein Gedenktag.

Sein Haltung inspiriert mich. Nicht ängstlich-resignativ oder gar pessimistisch schaut er ins Leben. Und auch nicht naiv. „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ Diese Weisheit zeugt von einer tiefen Lebensfreude. Und die Freude wurzelt in seinem Vertrauen auf die Botschaft Jesu Christi. Für Don Bosco ist der Mensch von Gott angenommen und letztlich wird alles gut werden. Aus dieser Haltung heraus konnte Don Bosco mit einem Lächeln auf den Lippen kräftig anpacken und die Zweifler und Spötter einfach pfeifen lassen.

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