SWR2 Wort zum Tag

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Der Weltraum. Unermessliche Weiten und inmitten der großen Dunkelheit die leuchtenden Sterne. Wenn ich im Winter nachts zum Himmel hochschaue und die Sterne sehe, muss ich immer wieder staunen über dieses Wunder.

Vor einiger Zeit habe ich eine Geschichte gelesen, in der ein kleines Mädchen fragt woher die Sterne denn ihr Licht hätten. Die Großmutter antwortet darauf: „Gott hat seinen Engeln den Auftrag gegeben, in den Himmelsboden mit Nadeln lauter Löcher zu stechen, damit etwas Licht hindurchfällt.“

Eine etwas schlichte, vielleicht zu naive Erklärung? Für den kritischen Denker möglicherweise schon.

Es könnte pädagogisch sinnvoll sein, dem Kind verständlich zu machen dass alle Sterne eigentlich Sonnen sind. Sie sind so weit entfernt, dass sie wie kleine Punkte aussehen.

Oder man könnte Sterne wissenschaftlich beschreiben: Sterne sind Gaskugeln im Weltraum, in denen eine chemische Reaktion stattfindet. Es wird so heiß, dass Licht entsteht.

Doch den Gedanken, der hinter dieser Geschichte steht finde ich sympathisch. Die Antwort der Großmutter soll weder wissenschaftlich wasserdicht, noch muss sie unbedingt pädagogisch wertvoll sein. Es geht darum, dem Kind ein Urvertrauen zu vermitteln, dass unsere Welt in guten Händen ist. Ich finde dieses Bild von den Löchern im Himmelsboden kann dabei helfen. Es beschreibt die Hoffnung, dass hinter unserer materiellen Welt noch eine andere Wirklichkeit existiert, eine göttliche.

Vielleicht steckt hinter der Antwort auch die Sehnsucht, dass wir nicht im Chaos, sondern in einer geordneten Welt leben. Der Wunsch, dass es ein göttliches Licht gibt, das in das Leben der Menschen hineinscheint. Und in dieser Geschichte leuchtet die göttliche Wirklichkeit immer wieder ganz sichtbar in diese Welt. Vielleicht auch dann, wenn ich angelächelt werde und mir ein Mensch freundlich in die Augen blickt. Auch dies kann eine Wirklichkeit spürbar machen, die der Welt zugrunde liegt. Wenn auch nur momenthaft oder wie durch ein kleines Loch. In diesem Bild gedacht liegt die gesamte Welt auf dem Goldgrund Gottes.

Ein schönes Bild. Da wird es mir sogar im kalten Winter und unter nachtblauem Himmel etwas wärmer.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19120
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