SWR3 Gedanken

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Es war einmal eine reiche und schöne Königstochter, die von ihrem Mann, einem Landgrafen, über alles geliebt wurde. Glücklich und in Frieden lebten die Beiden auf einer mächtigen Burg. Die Armut und das Elend der Menschen aber, die in ihrem Land lebten, ließen der Königstochter keine Ruhe. Immer wieder verließ sie ihre Burg, nahm Geld und Lebensmittel aus den Vorratskammern mit, um zumindest die größte Not lindern zu können.
Was klingt wie ein Märchen, ist eine durchaus reale Geschichte. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau. Elisabeth von Thüringen, eine Adelige des Mittelalters, die sich aus ihrem Glauben heraus mit den bestehenden Verhältnissen nicht arrangieren wollte. Im Rückblick erscheint sie auf eigenartige Weise modern. In ihrer Tradition finden sich heute Menschen wie Albert Schweitzer, der aus christlicher Motivation in den afrikanischen Urwald ging, um den Bewohnern dort medizinische Hilfe zu bringen. Menschen wie die französische Schwester Emmanuelle, die sich am schmutzigen Rand der Metropole Kairo um die sogenannten Müllmenschen kümmert. Menschen aber auch wie der brasilianische Bischof Dom Helder Camara, der sich gegen die schreiende Ungerechtigkeit in seinem Land auflehnte und für Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich kämpfte. Menschen eben, die die bestehenden Verhältnisse nicht einfach als gottgegeben hinnehmen wollten. Von den Armen geliebt, waren sie manchen Mächtigen und Besitzstandswahrern allerdings ein Dorn im Auge. Auch Elisabeth musste nach dem Tod ihres Mannes die Burg verlassen, weil man ihr Verschwendung des gräflichen Vermögens vorwarf. Mit ihrem Erbe gründete sie später ein Hospiz für bedürftige Kranke, in dem sie selber bis zuletzt als Pflegerin arbeitete. Heute vor 775 Jahren ist diese bemerkenswerte Frau gestorben, gerade einmal 24 Jahre alt.
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