SWR4 Abendgedanken

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„Das Böse ist das Fehlen des Guten“, das ist so eine Erkenntnis von ihm: Thomas von Aquin. Heute ist sein Gedenktag. Er lebte im 13. Jahrhundert und übertrug die Erkenntnisse der griechischen Philosophie der Antike in die christliche Theologie des Abendlandes. Ich kann nicht mit allem, was er gedacht und geschrieben hat, was anfangen. Aber dieser Satz gefällt mir. „Das Böse ist das Fehlen des Guten.“ Denn es gibt Böses: Krieg, Ungerechtigkeit, Hass, Neid, Selbstsucht, Größenwahn all das ist böse. Aber woher kommt’s? Gibt’s einen Teufel, der all das Böse in Gang gesetzt hat – so zu sagen das Böse in Person? Gibt es das Böse als eine dunkle Macht?  Kommt es von außen auf uns Menschen zu oder steckt es tief in uns drin? Alles schwierige Fragen und es fällt mir schwer diese Fragen mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Und deshalb gefällt mir der Satz vom Heiligen Thomas von Aquin: „Das Böse ist das Fehlen des Guten“.

Krieg ist etwas Böses. Aber es gibt ihn nur, weil der Friede fehlt. Das heißt es muss ihn nicht geben so wie ein Naturgesetz. Man kann ihn auch verhindern, indem man sich für den Frieden einsetzt.  Hass ist etwas Böses, aber ich muss den andern nicht hassen. Ich kann versuchen, auch wenn es mir vielleicht schwer fällt, an ihm auch sympathische Seiten zu entdecken. Ich muss ihn ja nicht gleich lieben, aber so ein bisschen Sympathie drängt den Hass schon zurück.

„Das Böse ist das Fehlen des Guten“, der Satz macht mich frei. Ich bin nicht Opfer eines Teufels oder einer bösen Macht, der ich mich nicht entziehen kann. Ich kann mich für das Gute einsetzen und so das Böse zurückdrängen. Sicherlich nur im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten. Aber wenn viele das Tun, hat das Böse, ob Teufel oder dunkle Macht ist egal, weniger Chancen.

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