SWR4 Abendgedanken

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Aussätzige: Das sind Menschen, die ausgesetzt werden, die nicht in der Gemeinschaft sein dürfen. In der Bibel kommen sie des Öfteren vor. Sie haben eine ansteckende Krankheit und deshalb werden sie zum Schutz der Gesunden von den andern getrennt. Wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen, müssen  sie laut vor sich her rufen: „Ich bin Unrein, ich bin unrein“. (Lev 13,45). Keine schöne Geschichte ein Aussätziger zu sein.

Heute ist Welttag der Leprakranken. Sie gelten seit je her als Paradebeispiel für Aussätzige. Die Lepra ist eine chronische Infektion der Haut und anderer Organe und ist eben ansteckend. Leprakranke hat man immer schon ausgesetzt. Sie mussten in eigenen Kolonien leben, am besten auf einer Insel, Hauptsache weit weg von den Gesunden.  Heute ist Lepra heilbar. Es gibt Medikamente dagegen. Aber gerade in den armen Ländern des Südens können sich die Menschen diese oft nicht leisten.

In der Bibel wird erzählt, dass Jesus Aussätzige heilt. Einfach in dem er das Trennungsgebot aufhebt und die Aussätzigen berührt (Mk 1,40-45).  Das Infektionsrisiko nimmt er dabei in kauf. Nun bin ich nicht Jesus und kann nicht einfach nur durch berühren heilen. Muss ich auch nicht. Ich heute kann ohne jedes Infektionsrisiko heilen, einfach in dem ich z.B. das Deutsche Aussätzigenhilfswerk unterstütze, das bringt nämlich Medikamente zu Leprakranken.

Wobei Lepra natürlich nicht die einzige Krankheit ist, die Menschen zu Aussätzigen macht. Oft reicht schon eine andere Hautfarbe, eine andere Religion, die Gebrechlichkeit des Alters. Auch mangelndes Geld, mangelnde Schönheit oder mangelnde Intelligenz können dazu führen, dass Menschen ausgesetzt werden. Um dies zu heilen, brauche ich nicht einmal Geld. Meist reicht Respekt, ein gutes Wort, etwas Zeit und die Bereitschaft, sich auf den andern einzulassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19088
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