SWR2 Wort zum Tag

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Ein Liebhaber des Lebens sei er gewesen, schreibt einer seiner Biographen. Einer, der die Betrachtung des alltäglichen Lebens zu  seiner Passion gemacht habe.
Gemeint ist Matthias Claudius, dessen Todestag vor 200 Jahren wir in diesen Tagen gedenken. Sein Lied „Der Mond ist aufgegangen“ gehört zu den bekanntesten Gedichten der deutschen Literatur.
Geboren wurde Claudius 1740 in dem Dorf Reinfeld in Holstein als viertes Kind eines Pfarrers. Er studiert zunächst Theologie. Die erscheint ihm aber bald zu abstrakt und lebensfern. Er wechselt zum Jurastudium, macht aber auch daraus keinen Beruf. Schließlich findet er Arbeit als Redakteur des „Wandsbeker Boten“, einer Zeitung, die in Wandsbek bei Hamburg erscheint. Die Arbeit als Journalist wird ihm zur Berufung.
Er heiratet seine Frau Rebekka. Eine große Liebe, die über vier Jahrzehnte Bestand hat. Zusammen haben sie zwölf Kinder. Nach einem erfülltem Leben stirbt er 75jährig im Kreis seiner großen Familie am 21. Januar 1815 in Hamburg.
Schreiben ist sein wahres Metier. Alles, was ihm begegnet, wird ihm zum Anstoß seines Denkens und Dichtens. Briefe und Gedichte finden sich in seinem Werk, politische Reflexionen, Naturbetrachtungen und humoristische Verse. Einfach und menschennah spricht er über seinen christlichen Glauben. Was er schreibt, ist in kein System einzuordnen. Aber ist heute noch gut zu hören und zu beherzigen. Wie etwa seine Betrachtung zum Neuen Jahr.
„’ fröhlichs Neujahr“ schreibt er da, „ für mein liebes Vaterland, für Freunde und Feinde, Christen und Türken, für alle Menschen, über die Gott seine Sonne aufgehen und regnen lässet! ich kann’s sonst wohl leiden, dass einer so’n bisschen patriotisch ist, aber Neujahrstag ist mein Patriotismus mausetot und ’s ist mir an dem Tage, als wenn wir alle Brüder wären und Einer unser Vater, der im Himmel ist, als wären alle Güter der Welt Wasser, das Gott für alle geschaffen hat.
Ich pflege mich denn wohl auf einen Stein am Weg hinzusetzen und an dies und jen’s zu denken ... daran, dass ich in dem vergangenen Jahr die Sonne so oft hab’ aufgehn sehen und den Mond, dass ich so viele Blumen und Regenbogen gesehn, und so oft aus der Luft Odem geschöpft und aus dem Bach getrunken habe...“
Ein Liebhaber des Lebens, dieser Matthias Claudius, mit einem weiten Herzen. Wert, dass ich mich näher mit ihm befasse.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19073
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