SWR2 Wort zum Tag

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Was war das für ein Jahr, dieses 2014. Wer dachte, irgendwann muss es doch mal genug sein mit Krisen und Kriegen musste zusehen, wie es anscheinend immer noch schlimmer geht. Weltweit – wohin man schaut: Krieg, Hunger, Gewalt. - Die Krise in Syrien war schon vorher schrecklich und blutig und hoffnungslos – da kommt noch diese menschenverachtende Gruppe, die sich „islamischer Staat“ nennt und vergrößert die Hoffnungslosigkeit in der ganzen Region. Die Situation in Liberia und Sierra Leone war ohnehin schon so, dass Gesundheits- und Sozialsysteme fast gar nicht funktionierten, da kommt auch noch diese Ebola-Epidemie dazu, die eine fast schon apokalyptische Furcht auslöst und eine Todesspur nach sich zieht. Im Norden Nigerias gibt es seit vielen Jahren sehr bedrohliche Spannungen und tödliche Auseinandersetzungen zwischen fundamentalistischen Muslimen und Christen, im letzten Jahr hat die „Boko Haram“ Miliz aber den Terror, das Morden und die Entführungen noch einmal auf die Spitze getrieben.

Wenn ich mein persönliches Jahr 2014 anschaue, sehe ich hingegen auf eine spannende, interessante und glückliche Zeit zurück. Und immer wieder frage ich mich: Wie kann ich die beiden Seiten zusammenbringen in meinem Denken und Fühlen? Als Christ bin ich angehalten, meine Geschwister in der Not nicht zu vergessen, sogar mit ihnen zu leiden. Und ich möchte mich auch bewegen lassen von diesem Leid und der Hoffnungslosigkeit, die viele Menschen im Nahen Osten und in Westafrika erleben.… Gleichzeitig will ich aber auch das Recht auf mein eigenes, privates Glück haben, das Leben zu genießen, wenn sich mir die Chance bietet, dies zu tun…

Ich habe keine Lösung für diesen Gegensatz, nur einen Ansatz, der sich Solidarität nennt. Sie ist eines der wichtigsten Prinzipien des Christseins und kann uns dazu verhelfen, eine dünne und wacklige Brücke zu bauen wenn es uns selbst gut geht und andere an anderen Orten so sehr leiden müssen. Dann können unsere persönlichen Entscheidungen von einem guten Geist gelenkt werden, ob wir Geld spenden, uns in Hilfsaktionen engagieren, auf Solidaritätskundgebungen gehen oder in kluger Weise unsere Kreuzchen auf den Wahlzetteln machen.

Wird 2015 ein besseres Jahr werden für die Weltregionen in der Krise? Wird die Ebola-Epidemie gestoppt werden? Sicher nur, wenn viele Regierungen und Menschen sich solidarisch zeigen und das Problem nicht weiter wegschieben. Werden der Nahe Osten und Nord-Nigeria ruhiger und friedlicher werden? Schwer zu sagen. Jedenfalls wäre es – neben meiner Hoffnung auf persönliches Glück – mein größter Neujahrswunsch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19062
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