Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Die Königin im Märchen will es wissen.
Wie wir alle liebt sie das Schöne. Denn was schön ist, das gefällt.
Es mag sein, dass im Film die Schöne einmal trotz allem das Biest liebt
und bei Harry Potter der Wildhüter Hagrid eine Schwäche für Monster hat.
Aber normalerweise lieben wir, was uns gefällt und was wir schön finden.
Deshalb versuchen wir auch selbst, besonders schön und das heißt liebenswert zu erscheinen.
Wie die Königin. Das kann ganz schön anstrengend sein. –
Ginge es auch anders? Ist das vorstellbar:
Eine Liebe, die nicht nach Schönheit sucht, sondern nach den Mickrigen, den Dicken, den Armen, den Dummen? Liebe, die schwerer wiegt als Schönheit?
Martin Luther hat mit diesen beiden Worten gespielt, Liebe und Schönheit.
Und dann hat er daraus zwei ganz besondere Sätze gemacht,
mit viel Schönheit und noch viel mehr Liebe.
Er hat gesagt: Gott liebt den Menschen nicht, weil der Mensch schön ist.
Sondern weil Gott den Menschen liebt, ist der Mensch schön.
Luther war überzeugt: Das Hochjubeln und Schönreden bringt nichts.
Denn Gott weiß: Die Menschen haben ihre Macken.
Sie können machen, was sie wollen, sie werden einfach nicht schön und nicht perfekt.
Ein Pickel bleibt immer.
Gott sucht sich deshalb nicht einige handverlesene Spitzenexemplare heraus,
die er dann in seine Sammlung der edelsten und schönsten Menschen einreiht.
Wenn Gott eines kann und tut, dann ist es lieben.
Und was er in Liebe ansieht, das wird schön und verwandelt sich in seinen Augen.
Mich entlastet das sehr.
Kein Mensch muss davon leben, was er selbst in sich sieht.
Kein Mensch muss davon leben, was die anderen in ihm sehen.
Du darfst leben von Gottes Liebe.
Und der liebt dich nicht, weil du besonders schön wärst.
Sondern weil er dich liebt, bist du schön.
Mach es also besser als bisher, Königin, und lass Gott deinen Spiegel sein!
Wenn du die Schönste sein willst, dann lass dich lieben!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1906
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