SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Ist nicht so schlimm.“ Mein kleiner Neffe steht erschrocken vor der zerbrochenen Lampe. „Ist nicht so schlimm“ tröstet ihn seine Mutter und es ist ja letztendlich auch nicht so schlimm: Scherben gibt’s nun mal, Lampen sind ersetzbar. Aber für meinen kleinen Neffen bricht eine Welt zusammen: es ist sehr wohl schlimm für ihn. Es ist doch seine Schuld, wegen ihm, weil er zu doll herumgetobt ist, ist die Lampe umgefallen, hat es einen lauten Knall getan und sie ist in tausend Scherben zersplittert. Und was hinzu kommt: die Erinnerungen an diese Lampe sind nicht zu ersetzen – wir haben in ihrem Schein oft zusammen gekuschelt und ich habe ihm die Olchis vorgelesen. Erinnerungen sind nicht zu ersetzen. Und so ist es in der Tat immer schlimm, wenn etwas kaputt geht. Der Schreck ist da. Die Schuld ist real, die Gefühle auch. Das Kaputte bleibt kaputt.
Das ist für Erwachsene nicht anders. Dinge gehen kaputt, Träume platzen, Lebenspläne scheitern. Die Ehe, der berufliche Erfolg, Freundschaften. Es fühlt sich an, als säße man vor dem Scherbenhaufen des Lebens.
Die Scherben erinnern mich daran, dass mir nicht alles gelingt. Ich bin nicht perfekt, das Leben gelingt nicht immer. Damit muss ich umgehen lernen. Denn wie ich mit meinem Scheitern umgehe, hängt ja von mir ab, wie ich das Scheitern deute. Und ich glaube, dass Gott die Scherben meines Lebens immer wieder neu zusammensetzt. Er führt mich durch mein Scheitern und über meine Scherben hinweg auf einen Weg, der mir entspricht. Gott begleitet mich über mich hinaus. Darauf kann ich vertrauen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19050
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