SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Der Meister saß mit seinen Schülern am Flussufer. Einer der Schüler fragte: „Sag Herr, wenn ich nun abrutschen würde und in den Fluss fiele, müsste ich dann ertrinken?“

„Nein“, antwortete der Meister, „du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst – du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst.“

Was für ein tolles Bild vom Autor Anthony de Mello. Ich möchte seinen Gedanken mal weiterdenken:

Oft fällt man ja in Schwierigkeiten oder Probleme wirklich hinein wie in eine reißende Strömung mit kaltem Wasser. Manchmal kann man zwar vorher schon sehen, dass sich Schwierigkeiten anbahnen. Trotzdem rutscht man ab. Mit etwas Glück reichen einem Menschen am Ufer die Hand und bewahren einenvor dem endgültigen Absturz. Aber was, wenn nicht? 

Tja, dann fällt man. Und dann schlagen erstmal die Wassermassen, also die Probleme über dem Kopf zusammen. Wie nur wieder rauskommen?

Zunächst mal mit aller Kraft gegen den gefährlichen Strudel ankämpfen.  Manchmal gelingt das und man erreicht das sichere Ufer,heilfroh, dass man sich aus den Problemen mit eigener Kraft herausgekämpft hat.

Aber was, wenn man schwimmen will und nicht kann? Was, wenn die Kraft ausgeht? Der Überlebenswille nach dem langen, kräftezehrenden Kampf immer schwächer wird? Verständlich, dass der Gedanke, sich einfach vom Strudel runterziehen zu lassen dann immer näher kommt. Und doch gibt es noch eine Möglichkeit. Sicher nicht leicht, aber oft noch möglich: Der der Ruf nach Hilfe.  Auch dafür muss man oft eine Grenze überschreiten. Sich nicht dafür schämen, dass man gefallen ist. Sich nicht schwach fühlen, weil man sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien kann. Irgendwie den letzten Funken Überlebenswillen sammeln und nach Hilfe rufen. 

Hier denke ich an all die, die sich darauf spezialisiert haben, diese Hilferufe zu hören: Seelsorger, Ärzte, Sozialarbeiter, Psychologen, Freunde. Menschen, die nicht das Abrutschen verurteilen. Sondern mit Verständnis aus scheinbar aussichtslosen Strudeln heraushelfen. Auch wenn sie leider nicht alle retten können. Sie sind die die Rettungsschwimmer in der Alltagsflut. Und ihnen allen möchte ich danke sagen. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19012
weiterlesen...