Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kinder kennen keine Kompromisse.
Ein Baby verhandelt nicht. Es schreit: „Gib mir meine Milch oder ich schreie so lange und so laut wie ich kann.“
Ein Kleinkind will alles. „Möchtest du das T-Shirt oder den Pullover?“ – „Ich will beides!“
Kinder wollen alles und das sofort und jetzt. Deshalb gehört ihnen das Himmelreich.
Das sagt zumindest Jesus in der Bibel (Mk 10).
Er stellt die Kinder seinen Zuhörern als Beispiel hin. Diesen Kleinen gehört das ganze Reich Gottes. Gott liebt diese Kleinen ganz besonders. Deshalb sollen sie zu ihm kommen. Keine Heiligkeit soll sie abschrecken. Keine Kirche Schranken errichten.
Warum sagt Jesus das? Ich habe mich das schon oft gefragt. Warum ausgerechnet die Kinder?
Vielleicht weil die Kinder so niedlich sind? So klein, so unschuldig? Alles kleine Engelchen?
Ich glaube nicht. Ich glaube, es geht um diese Beharrlichkeit.
Wir Erwachsene haben gelernt: Es geht nicht ohne den Kompromiss. Im Streitfall muss jeder ein bisschen nachgeben und irgendwo treffen wir uns in der Mitte. Dann klappt das mit dem Zusammenleben. Dann gleichen wir Interessen aus.
Bei Kindern ist das anders. Ganz oder gar nicht. Kinder können dabei manchmal unheimlich sein. Sie wollen – ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Taktik, mit offenem Visier.
Darum gehört ihnen das Himmelreich. Weil sie nicht überlegen, welchen Vorteil sie daraus ziehen. Weil sie nicht überlegen, wie viel es kostet. Welche Verpflichtung sie damit eingehen. Weil sie es einfach so annehmen. Ohne sich Gedanken darüber zu machen. Und ich glaube: das gefällt Gott. Er will uns sein ganzes Himmelreich schenken. Und wir brauchen es nur anzunehmen.
Das Angebot liegt auf dem Tisch. Keine Kompromisse. Kein „vielleicht“, kein „aber nur unter der Bedingung, dass.“ Kein Zögern. Losgehen und nehmen. Ich glaube, dann freut sich Gott. Wenn ich komme und sein Angebot annehme. Genau wie die Kinder.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19000
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