SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt! Mit diesem oft verballhornten Lied wurden früher junge Menschen auf Wanderschaft geschickt. Auch heute noch ist der Sommer eine Zeit, in der für viele junge Menschen Neues beginnt. Sie beenden oder wechseln die Schule, fangen ein Praktikum oder eine längere Ausbildung an. Oder sie reisen und lernen fremde Länder und Menschen kennen. Es ist schon immer wieder eine spannende Frage, woran junge Menschen ihr Leben hängen, wofür sie es einsetzen und sich oft wirklich mit brennendem Herzen engagieren.
Etwa zeitgleich mit der Tour de France sind in Baden-Baden junge Nachwuchsmusiker zusammengekommen, zu sogenannten internationalen Meisterkursen. 14 Tage lang haben renommierte Professoren mehr als 40 hochbegabte Streicher unterrichtet, von der Violine bis zum Kontrabaß. Sie kamen z.B. aus Südkorea, Spanien, Norwegen und Ungarn. Neben dem Unterricht hatten sie Gelegenheit, in öffentlichen Konzerten in Baden-Baden aufzutreten. Und das waren Höhepunkte, für die Künstler und auch für die Besucher. Da waren manche dabei, die sonst auch ins Festspielhaus gehen, und denen hier die Freude und die Ernsthaftigkeit der jungen Künstler ein besonderes Erlebnis war, das der Musik eine eigene Qualität gegeben hat.
Von andern lernen, sich selbst erleben, andere erleben, zusammenspielen – all das hat sich hier verbunden. Auch Wettbewerb war dabei: es gab einige Preise zu gewinnen, Stipendien, die Chance, für einen Auftritt in ein größeres Orchester engagiert zu werden. Aber offensichtlich war Konkurrenz nicht bestimmend in diesen zwei Wochen. „Mit neidloser Freude und begeistertem Applaus gratulierten die jungen Künstler“ denjenigen, die einen Förderpreis oder ein Stipendium bekamen, hieß es in einem Zeitungsbericht. „Mit neidloser Freude“, diese Wendung zeichnet ein anderes Bild junger Menschen als wir es häufig kennen oder vermuten, ein ganz anderes als eben zur selben Zeit die Tour de France geboten hat. Auch diese Musiker stehen in der Gefahr, über die Grenzen der eigenen Kräfte zu gehen und sich abhängig zu machen. Zum Glück gibt es immer wieder Lehrende und Meister, die ihre Schüler gerade hierin auch persönlich begleiten.
Sommerzeit – denen, die jetzt auf neuen Wegen sind – inneren Wegen, äußeren Wegen - und denen, die sie begleiten, möchte ich einen Segen mitgeben:
Möge Gott auf dem Weg, den du gehst, vor dir hereilen. Mögest du die hellen Fußstapfen des Glücks finden und ihnen auf dem ganzen Weg folgen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1900
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