SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Einen besonderen Augenblick festhalten – wer hat das nicht schon versucht – und ist dabei gescheitert! Ein Sonnenuntergang, ein Höhepunkt in der Liebe, das Hochgefühl bei einem Erfolg.
Die Bibel erzählt auch so eine Geschichte. Da erleben drei Apostel, allen voran Petrus, dass Jesus verklärt wird. Er hat sie mitgenommen auf einen Berg, und plötzlich ist er vor ihren Augen wie verwandelt. Alles ist ganz hell an ihm. Schließlich ertönt noch eine Stimme vom Himmel: „Das ist mein geliebter Sohn. Hört auf ihn!“ Und da sagt Petrus: Hier ist gut sein. Laßt uns Hütten bauen! Er spürt: Das ist es. Jetzt sind wir ganz nah dran. Petrus will, dass alles so klar bleibt wie es jetzt gerade ist. Er will oben bleiben, nicht wieder runter in die Niederungen. In die Zweifel, in die Auseinandersetzungen. Ich kann ihn so gut verstehen. Aber es kommt nicht dazu. Jesus sieht bald wieder aus wie immer, sie müssen mit ihm den Berg runtersteigen und nach Jerusalem gehen, und da wird er gekreuzigt.
Was ist ein solcher Moment wert, wenn er doch vergeht?
Momente dauern nicht, aber sie können nachwirken. Zuerst ist da nur das Gefühl: Schade, vorbei! Das „normale“ Leben dominiert wieder, der Alltag. Was ich tun kann: die besonderen Momente nicht vergessen, nicht zuschütten mit dem nächsten Kick. Sondern ihnen einen Platz einräumen im Kopf, im Herzen, und damit dann durchs normale Leben gehen und auch durch die nächsten Tiefen. Vor allem auch: die glücklichen Momente nicht nachträglich abwerten: sie sind vorbei, also hat es sie nie gegeben. Sie haben keinen Bestand, also bedeuten sie auch nichts. Wenn ich es so mache, zerstöre ich sie selber, die kostbaren Momente meines Lebens.
Für die Apostel war eine ganz kurze Zeit lang alles klar und alles gut gewesen. Jesus in himmlischem Glanz. Dann wird er umgebracht, und die Apostel sind verzweifelt. Aber das Erlebnis auf dem Gipfel war doch nicht verloren. Es trägt seine Früchte auf dem Weg zu einem anderen Glauben an Jesus. Einem Glauben, der an seinem Tod nicht irre wird. Der den Tod und jenen Moment der Klarheit zusammenbringt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1899
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