Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der Abriss hat nur wenige Tage gedauert. Wo über Jahre ein Haus stand, ist nur noch eine leere Fläche. Für deutsche Verhältnisse war dieses Haus noch gar nicht so alt gewesen, vielleicht dreißig, vierzig Jahre? Aber nun: Ein Schutthaufen aus Gipsplatten, Glaswolle, Holz und Zementbrocken.

Die Geschichte dieses Hauses kenne ich nicht. Menschen haben dort gewohnt, geschlafen, gestritten, gegessen, ausgeruht. Vielleicht gab es Kinder, vielleicht nicht? Die Trümmer erzählen nichts mehr davon. Wer weiß, ob die Besitzer mit eigenen Händen gebaut haben – und was nun zu dem Abriss führte – glückliche oder unglückliche Umstände. Die Geschichte dieses Hauses ist zu Ende.

Fast jeden Tag komme ich an der Stelle vorbei,  und immer noch berührt mich, was hier geschehen ist. Denn das eigene Haus ist für doch für viele ein ungeheures Symbol: „Wir haben es geschafft. Jetzt sind wir im Leben angekommen und haben eine Heimat!“ Und bei den meisten, die ein Haus erwerben, wird diesem Ziel viele Jahre lang alles untergeordnet. Ganze Familien buckeln sich wirklich krumm dafür, ein eigenes Heim zu errichten. Und werden hoffentlich damit lange Zeit glücklich. Aber – wie sich hier zeigte: Was einmal mit Mühe gekauft und errichtet wurde, kann ganz leicht wieder verschwinden. Auch Häuser sind vergänglich. Wie alles im Leben. Nichts bleibt ewig. Daran muss ich ab und zu erinnert werden. Das Schöne bleibt nicht, das Schlimme allerdings auch nicht.

Seit einigen Wochen wird übrigens an einer anderen Stelle des Grundstücks neu gebaut. Stein für Stein. Ganz ganz langsam. Ein neues Haus, eine neue Geschichte beginnt.

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