SWR3 Gedanken

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Dass es in Syrien Christen gibt, das wussten viele wahrscheinlich bis vor ein paar Jahren gar nicht. Vorher lebten dort auf unserer inneren Karte eigentlich nur Muslime. Jetzt kommen Syrer als Flüchtlinge nach Deutschland.
Ich habe den Eindruck: Seit wir von syrischen Christen wissen und darüber sprechen, fällt es uns leichter, uns vorzustellen, dass diese syrischen Christen auch bei uns für eine Zeit oder vielleicht auch auf Dauer hier bleiben. Einfach, weil sie Christen sind.
Dabei ist es komplizierter. Das habe ich auf einer Reise in den Libanon verstanden. Dem Nachbarland von Syrien. Da habe ich nämlich gelernt, dass der Libanon 18 verschiedenen Religionen offiziell anerkennt, die auch irgendwie im öffentlichen Leben vorkommen.
Neben Sunnitischen und Schiitischen Muslimen sowie den Drusen, gibt es gerade dort viele verschiedene christliche Glaubensrichtungen: Maroniten, rum-orthodoxe Christen, melkitisch griechisch-katholische Christen, armenisch-apostolische Christen, armenisch-katholische und protestantische Christen sowie Kopten. Alle auf einem Fleckchen Erde, der etwa so groß ist wie Hessen mit knapp sechs Millionen Einwohnern.
Wir haben die arabischen Christen besucht im Libanon. Und ich muss sagen: Vieles kam mir doch sehr fremd vor. Christen im arabischen Raum haben einfach andere Traditionen, als wir in Deutschland. Aber ich bin sehr froh, dass mein Horizont durch diese Besuche erweitert wurde.
Deshalb finde ich es zwar schön, dass wir Christinnen und Christen aus Syrien helfen können, aber kompliziert wird es, glaube ich, trotzdem, denn mancher arabische Christ wird sich wahrscheinlich eher mit einem arabischen Muslim verstehen, als mit mir. Aber eigentlich ist das ja auch egal. Denn wenn ich Jesus richtig verstanden habe, dann ging es ihm immer um Menschen, um sonst nichts. Der Mensch stand für ihn im Mittelpunkt. Egal ob nun Maronitischer Christ oder Schiitischer Muslim, aus Syrien oder anderswo.  

 
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