SWR3 Gedanken

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„Mit Sonntagen kann ich sowieso nichts anfangen. Man könnte es doch auch so machen: Jeder Mensch bekommt einfach einen Tag in der Woche frei, welchen darf sich jeder selbst aussuchen!“ Diese Meinung habe ich im Internet gelesen. Als Pfarrer kann ich das nicht verstehen, aber dann dachte ich: Ja, warum nicht?
Um Termine zu finden, hilft einem heute das Internet ja auch. „Ich doodle das mal rum.“ Und schon wissen alle: Nachher kann ich in Ruhe meinen Terminkalender wälzen und dann mein Häkchen setzen. Der Termin mit den meisten Häkchen wird es dann. Richtig klasse diese Einrichtung, schließlich hat jeder einen vollen Terminkalender.
Allerdings: Für den Sonntag braucht man selten einen Terminkalender. Da haben nämlich fast alle frei, wenn nicht irgendein Familienbesuch sich angekündigt hat, das hat man dann parat. Da braucht man kein Doodle.
Frei haben, wenn alle andere frei haben, das tut gut, finde ich. Als Pfarrer hab ich das ja nicht so häufig. Und auch wenn ich dann einen anderen Tag frei schaufeln kann, ist das nicht das Selbe. Dann haben nämlich die anderen nicht frei. Freunde besuchen, die weiter weg wohnen, ist oft sehr schwer. Gerade deshalb finde ich einen Sonntag, der für alle grundsätzlich frei ist, so wichtig. Und das erlebe ich auch bei anderen.
Bei Jugendlichen zum Beispiel: Wenn sie wissen, dass der Sonntag frei ist, dann wissen sie auch mit großer Sicherheit, wann sie sich verabreden können und etwas zusammen machen können. Ohne doodlen zu müssen.
Der Bibel ist dieser gemeinsame freie Tag so wichtig, dass er ein Teil der zehn Gebote ist. Und ich glaube, er ist deshalb so wichtig, weil es eben nicht darum geht, dass jeder Mensch sich einmal in der Woche von seiner Arbeit ausruhen kann, sondern dass es darum geht, dass wir einmal in der Woche zusammen etwas machen und wir uns gemeinsam erholen können. 

 
https://www.kirche-im-swr.de/?m=18959
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