SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Kollegin Margit spricht mit ihrem Mobiltelefon;
na ja – mit ihrem Smartphone.
Manchmal telefoniert sie auch – aber ganz oft
redet sie anscheinend wirklich mit dem Teil.

„Zeig mir den Weg zu dem und dem Laden“ – und die App,
Siri heißt sie, sagt kurz, was sie verstanden hat,
klappt dann eine Karte auf den Bildschirm
und zeigt den kürzesten Weg von hier quer durch die City bis zum Shop.
Siri kann aber auch googeln, also irgendwas im Internet suchen
und finden – oder das Wetter in Mexiko anzeigen.

Im Dezember sucht Margit eigentlich ein Buch.
Also die iPhone-Taste lange gedrückt und den Titel angesagt.
Gespräche mit GOtt – so heißt das Buch, ist übrigens auch schon verfilmt.
Aber so viel Zeit wäre sowieso nicht gewesen.
Siri hatte die Antwort schon parat – und wir sind noch unsicher,
ob es einfach nur lustig war.

Also noch mal – Frage „Gespräche mit GOtt“ und Siris prompte Antwort:
„Drei Monate hast du keine Besprechungen mit GOtt, Margit“.
Sympathische Stimme, bisschen künstlich – aber wie kann sie so was sagen!?
Klingt ja, als wäre Siri Margits Beichtvater oder seelsorgliche Beraterin.
Drei Monate hast du kein Gespräch mit GOtt…

Schon klar: Siri hat die Frage einfach ein bisschen missverstanden.
„Gespräch mit“ – das klingt für so ein armes Sprachsteuerungs-Programm
so, wie man sich einen Gesprächstermin notiert.
Montag, 9:30 h – Gespräch mit…
Und woher soll das Teil wissen, dass „GOtt“ ein bisschen mehr ist
als der Name von irgendeinem Gesprächspartner,
mit dem Margit einen Termin hat.

Wie sie das macht mit ihrer Zeit zum Beten, ist jetzt mal egal.
Aber für sie und für uns andere stimmt es doch ganz sicher:
Sich Zeit für GOtt zu nehmen, mal wieder mit ihm oder ihr zu sprechen,
über das eigene Leben, über das Schöne und das Schwierige da drin:
das wäre hin und wieder ganz geschickt.
Gespräche mit GOtt tun nämlich gut…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18954
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