SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Zwischen den Jahren“ ist eine oft gebrauchte Redewendung. „Zwischen den Jahren haben wir geschlossen“, liest man schon mal in einem Geschäft oder in einer Arztpraxis. Weil „zwischen den Jahren“ viele Menschen Urlaub haben und das alte Jahr in Ruhe ausklingen lassen möchten. Dabei liegen die Tage ja gar nicht „zwischen“ den Jahren, als wäre es eine zusätzlich geschenkte Zeit. Diese Redewendung ist vor langer Zeit entstanden, als es so einige Verwirrungen um die Zeitrechnung gegeben hat.
Gemeint sind einfach die letzten Tage des alten Jahres. Und die haben für mich etwas ganz Besonderes: Das alte Jahr ist so gut wie vorbei und das neue ist zum Greifen nah. Vieles habe ich bis Weihnachten noch erledigt, manches musste sein und anders wollte ich einfach abgeschlossen haben. Und es hat schon hin und wieder stressige Momente gegeben, aber ich glaube, das gehört vor Weihnachten einfach dazu.

Jetzt ist etwas Ruhe eingekehrt und ich finde, diese „Zeit zwischen den Jahren“ ist wunderbar dafür geeignet, alles mal ein bisschen langsamer angehen zu lassen. Mal auszuschlafen, spazieren zu gehen, einfach Dinge zu tun, zu denen ich sonst nicht komme.
Einen Besuch machen. Oder ich schreibe mal wieder einen Brief, das mache ich eigentlich nur in dieser Zeit.

Morgen ist schon wieder der letzte Tag des Jahres 2014. Kaum zu glauben! Manchmal wünschte ich mir, die Zeit anhalten zu können. Leider geht das nicht, aber ich finde es gut, sich vom vergangenen Jahr gebührend zu verabschieden. Mit meinem persönlichen Jahresrückblick. Wenn ich das alte Jahr noch mal in aller Ruhe Revue passieren lasse: Was hat es mir gebracht an Gutem und weniger Gutem? Wofür kann ich dankbar sein, was hat mir besondere Freude gemacht? Vieles habe ich als scheinbar selbstverständlich hingenommen. Dabei ist es das überhaupt nicht. Dass ich mich in einer Familie geborgen fühlen kann und dass es uns allen gut gegangen ist. Wie dankbar ich sein kann, dass verschiedene Sorgen glücklicherweise vorüber gegangen sind.

Viele Menschen haben dieses Glück vermisst, sie sind krank geworden oder haben ihren Job verloren. Und andere sind einsam gewesen. Aber vielleicht hat es doch den einen oder anderen Lichtblick für sie gegeben, eine erfreuliche Begegnung, einen verständnisvollen Menschen? Etwas, das Mut machen kann für das neue Jahr?

"Prüft alles, das Gute behaltet", so heißt es in einem Brief des Apostels Paulus. Das heißt für mich an der Schwelle zum Jahreswechsel: Halte dich nicht so lange bei den Dingen auf, die dir nicht gelungen sind, die dir schwer gefallen sind, die dich geärgert haben. Sondern freue dich auch im neuen Jahr noch an dem Schönen, dass du erleben durftest, und wenn es noch so klein war, nimm es mit ins neue Jahr. Sei optimistisch und hab Gottvertrauen dass 2015 ein gutes Jahr wird!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18939
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