SWR2 Wort zum Tag

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Im Evangelium des Markus findet sich im 13. Kapitel eine kleine Geschichte, die zum  Nachdenken anregt. (Vv 33-37) Sie handelt von einem Mann, „der auf Reisen ging und seinen Dienern die Verantwortung für das Haus übertrug; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.“Dieses „Seid wachsam“ wird in wenigen Versen dreimal wiederholt. Bilder und Gleichnisse wie dieses können die Phantasie anregen. 

Der Hausherr ist auf Reisen gegangen. Die Bewohner sollen aufpassen, dass das Haus für ihn frei gehalten wird, damit er kommen kann. Sie könnten sich ja auch daran gewöhnen, dass er nicht da ist und meinen, sie selber wären die Herren des Hauses. Oder vergessen, dass ihnen das Haus nur anvertraut ist, dass sie dem abwesenden Herrn gegenüber verantwortlich sind und auch Aufgaben zu erledigen haben. Wenn er lange abwesend ist, vergessen sie vielleicht, die Tür für ihn aufzuhalten. Sie vergessen überhaupt ihre Beziehung zu ihm.

Je länger man in dieses Gleichnis im Markusevangelium hineinhorcht, desto klarer wird, um was es geht: Gott ist abwesend. So wie ein Hausherr, der auf Reisen geht, sein Haus denen anvertraut, die darin wohnen, so hat Gott, der Schöpfer die Welt den Menschen anvertraut. Sie sollen sie hüten und pflegen wie ein Gut, das einem Anderen gehört. Dieser Andere,  Gott, hat sich zurückgezogen, weil er der Freiheit der Menschen vertraut.

Ein Hausherr ist auf Reisen gegangen. Man kann bei dieser Geschichte auch an Jesus von Nazareth denken, in dem dieser Gott sich gezeigt hat wie in keinem anderen Menschen: Jesus ist nach seinem kurzen Leben der Abwesende. Sein Leben, das noch heute zu uns spricht, ist das Leben eines Menschen, der den Raum für Gott offenhält. Die Wachsamkeit, um die Jesus bittet, heißt, eine Stelle frei zu halten, die Beziehung zu einem, der uns fehlt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18936
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