Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Wie du mir, so ich dir. Für viele ist das selbstverständlich. Der hat uns was geschenkt, da müssen wir uns aber revanchieren. Die sind so großzügig, da dürfen wir uns auch nicht lumpen lassen. Der hat mich nicht gegrüßt, nächstes mal laufe ich auch einfach an ihm vorbei. Wie du mir, so ich dir. Es scheint, als hätte man die Pflicht und das Recht, sich so zu verhalten. Es ist ja der Andere, der den Umgang und den Stil vorgibt.
Und genau da liegt das Problem, finde ich. Wer so redet, macht sich selber zum Opfer,  er gibt das Gesetz des Handelns an sein Gegenüber ab und macht ihn zum Bestimmer.
Die Losung für das Jahr 2015 schlägt vor, aus der Rolle des Opfers auszusteigen. Nicht „wie du mir, so ich dir.“ Sondern  „wie Gott mir, so ich dir.“
Oder mit den Worten des Apostels Paulus: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat. Zum Lobe Gottes.“
Wenn jemand freundlich zu mir war. Und vor allem, wenn mir jemand etwas angetan hat. Dann frage ich: was würde Jesus dazu sagen? Wie würde er mit so einem Menschen umgehen? Jesus hat einen Menschen nie einfach abgewiesen. Er ist ihm erst mal begegnet. Hat zugehört. Und gefragt: wer bist du? Und was willst du, dass ich dir tue?
Viele fühlen sich in diesen Tagen von denen bedroht, die aus Krieg und Terror zu uns geflüchtet sind. Sie haben Angst, dass die Asylsuchenden und Flüchtlinge die Gewalt, aus der sie geflohen sind, hierher bringen. Die meisten, die diese Angst haben, haben keinen persönlichen Kontakt zu ihnen.
Anders geht es denen, die den Flüchtlingen helfen. Im Sinne Jesu begegnen sie ihnen als Mensch. Und sie fragen: Wie geht es dir? Was willst du, dass ich dir tue. Und dabei verlieren sie ihre Angst und erleben überwältigende Dankbarkeit.
Nehmet einander an, wie Christus euch angenommen hat- zum Lobe Gottes. Der Apostel Paulus ist davon überzeugt: wenn wir einander wert schätzen und helfen, auch dann, wenn es einiges zu kritisieren gäbe, dann ist das ganz im Sinne Jesu. Dann sind wir wahrhaft freie Menschen. Wir lassen uns das Gesetz des Handelns nicht vorgeben. Wir bestimmen es selbst. Nach dem Motto: Wie Gott mir, so ich dir.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18919
weiterlesen...