SWR2 Wort zum Tag

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Jesus in schlechter Gesellschaft – dieser Buchtitel aus dem Jahr 1971 paßt in die Adventszeit. Denn in diesen Wochen lenkt die Bibel den Blick auf die Vorfahren Jesu, und da stößt man auch auf viele Geschichten von Blut und Tränen. Die Ahnenreihe Jesu ist wie ein Vorspann zur Weihnachtsgeschichte. Eine der Frauen in dieser Reihe ist Batseba. Im Alten Testament, im 2. Buch Samuel finden wir ihre Geschichte. Batseba - so heißt es - nimmt an einem Spätsommerabend ein Bad auf dem Dach ihres Hauses. König David beobachtet sie, sie gefällt ihm, und er erkundigt sich nach ihr. Dabei erfährt er, daß sie die Frau des Offiziers Urija ist, eines ausländischen Söldners in seinem Heer. Trotzdem lässt er sie zu sich holen. Batseba wird schwanger. David versucht nun, ihrem Mann Urija das Kind unterzuschieben. Als das misslingt, schickt David Urija zurück in den Krieg, in die vordersten Linien, und sorgt dafür, daß er fällt. Batseba klagt um ihren Mann. Nach der Trauerzeit holt David sie in den Palast und sie gebiert einen Sohn. Doch das Kind stirbt. Wiederum trauert Batseba. David tröstet sie, und abermals bringt Batseba einen Sohn zur Welt: Salomon. Die Eltern lieben ihn sehr, und Batseba setzt alles daran, daß er König in Israel wird. Da David noch andere Söhne hat von seinen weiteren Frauen, geht dies nicht ohne Blutvergießen. Entschlossen und klug, ja raffiniert, mischt Batseba mit. Sie erreicht, was sie will: Salomon wird König, und er läßt ihr einen zweiten Thron aufstellen neben dem seinen. Schließlich bringt sie ihn dazu, noch seinen letzten Halbbruder zu töten. Nun kann niemand  mehr ihrem Sohn den Thron streitig machen. Mit Salomo geht die Ahnenreihe Jesu weiter.

Eine Adventsgeschichte besonderer Art. Eine Vorgeschichte zur Geburt Jesu. Bedeutet das, daß Jesus Ja sagt zu Ehebruch, Mord und Machtgier? Sicher nicht. Aber daß er Ja sagt zu uns Menschen, zu denen all dies gehört. Etliche Vorfahren Jesu haben ähnliche Lebensläufe wie David und Batseba. Jesus scheut offenbar unsere schlechte Gesellschaft nicht. Und unsere Geschichte von Blut und Tränen und Schuld führt uns nicht von Gott weg, sondern geradewegs auf ihn zu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18878
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