SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Das Leben ist kein Ponyhof. Oder: Das Leben ist eine Baustelle. Merkwürdig, dass einem diese schlauen Sprüche immer gleich einfallen. Ich war mit ein paar Freunden weg und wir haben versucht einen von uns aufzuheitern. Seine Beziehung war gerade zu Bruch gegangen ist. Und dann kamen solche Sprüche. Auch mein Lieblingsspruch aus einem Film: Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel – man weiß nie, was man kriegt.
Solche Sprüche kennt jeder. Und man benutzt sie meistens dann, wenn einem nichts anderes mehr einfällt. Weil man vielleicht gerade was erlebt hat, was einem die Sprache verschlägt.
Solche Sprüche fallen einem ein, wenn man eigentlich sagen möchte: Das Leben ist ungerecht! Und fragen: warum gerade er schon wieder oder warum gerade ich? Vielleicht auch: wie kann Gott das zulassen?
Natürlich weiß ich: die schlauen Sprüche geben darauf keine Antwort. Was also kann wirklich helfen, wenn ich nichts mehr zu sagen weiß? Zu der zerbrochenen Liebe, oder dem verlorenen Arbeitsplatz?
Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit.
Vielleicht hilft ein anderer Blickwinkel. Weg von dieser bedrückenden Situation nach vorne in die Zukunft. Diesen Blick versucht uns die Bibel zu vermitteln.
Da hat ein Mensch so eine Art Tagtraum aufgeschrieben: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden. Und Gott wird jede Träne abwischen von ihren Augen. Es wird keinen Tod und keine Trauer mehr geben, kein Klagegeschrei und keinen Schmerz. Denn was früher war, ist vergangen."[1]
Das klingt anders. Finde ich. Keine schlauen Sprüche sondern klare Ansagen: Keine Tränen mehr. Keinen Schmerz mehr, keinen Tod mehr. Oder sind das auch nur fromme Sprüche? Vertröstungen auf den St. Nimmerleinstag? Denn es ist schon schade, dass diese Zukunft so unerreichbar scheint, wenn ich im Moment nicht weiter weiß.
Inzwischen glaube ich, dass solche Aussichten Menschen wirklich helfen. Dass es mir hilft. Weil sie mich erinnern: Gott will nicht, dass es bleibt, wie es ist. Er hat eine gute Zukunft für mich vorgesehen. Er will, dass es gut wird für mich. Ich finde, das ermöglicht einen neuen Blick auf das Leben. Schon hier und heute. Das Leben geht weiter. Und ich bin mittendrin.


[1] Offenbarung 21,1.4.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18833
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