SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Als der Dachstuhl so richtig brannte, da begann die Orgel zu spielen. Von ganz alleine. Ein Feuersturm fuhr durch die Orgelpfeifen hindurch und entfachte ein gespenstisches Konzert. Mit einem Wehklagen ging das gewaltige Instrument in Flammen auf. Zurück blieben Trümmer und rauchgeschwärzte Mauern.
70 Jahre ist das her. Da wurde die Konstantin-Basilika in Trier bei einem Bombenangriff auf die Stadt zerstört. Nur die dicken Mauern des antiken Monumentes blieben stehen.
Die Fackel des Krieges, die Deutschland in so viele Länder hineingetragen hatte, sie setzte nun das eigene Land in Brand.
Der damalige Pfarrer an der Konstantin- Basilika empfand die Zerstörung seiner Kirche als ein Gericht Gottes. Und als eine Erlösung. Weil auch die evangelische Kirche damals in die Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt war.
Seit 1956 ist die Konstantin-Basilika wieder aufgebaut. Nur eine richtige Hauptorgel, die fehlte bislang. Die gibt es jetzt. Vor zwei Wochen haben wir sie eingeweiht. Für mich ist das neue Instrument auch ein Zeichen des Friedens.
Mehr als 6000 Orgelpfeifen hat die neue Orgel. Jede Pfeife hat einen eigenen, einen ganz besonderen Klang. Und genauso ergänzen sie einander. Alleine klingt ja so eine Orgelpfeife ziemlich langweilig. Aber im Zusammenspiel entstehen wunderbare Klangwelten.
Und dann denke ich: wie schön, wenn Menschen auch so zusammenklingen wie bei dieser Orgel. Wenn sie ihre Individualität einbringen – und das im Zusammenspiel mit anderen tun. Dann entstehen auch wunderbare Klangwelten.
In unserer Gemeinde freuen wir uns über die neue Orgel. Und wir feiern ein Fest des Friedens. Mit vielen Konzerten in diesem Monat. Das nächste ist schon Morgen - um 17 Uhr in der Basilika. Vielleicht sehen wir uns dort.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18822
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