SWR3 Gedanken

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Anjana war eine Bettlerin. Jeden Tag saß sie an der Straßenkreuzung in einem kleinen indischen Dorf und hielt die Hand auf.
Irgendwann kamen Fremde. Mach Dich selbstständig! Sagten sie zu ihr.
Mit einem kleinen Darlehen wird Dir das gelingen. Wir geben dir das Geld, damit du anfangen kannst.
Anjana konnte sich das nicht vorstellen. Sie hatte nichts gelernt.
Trotzdem. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. War das eine Chance, um Wegzukommen von der elenden Bettelei?
Anjana wollte es probieren. Sie erhielt einen Mikrokredit von 100 Euro. Mehr nicht. Dafür kaufte sie in der Stadt Bleistifte, Kugelschreiber, Hefte.
Und verkaufte sie in ihrem Dorf, wo es das alles nicht gab.
Zum ersten Mal in Ihrem Leben verdiente Anjana eigenes Geld. Sie konnte sich ihr Essen kaufen. Musste nicht mehr betteln. Der Kleinkredit war schnell abbezahlt. Und es blieb sogar noch etwas übrig.
Anjana bekam eine Chance – und nutzte sie. Aus der Bettlerin wurde eine Geschäftsfrau, die nun mit Stolz und Würde durch ihr Dorf geht. Der Mikrokredit veränderte ihr Leben von Grund auf.
Das Darlehen kam von Oikokredit. Das ist eine Genossenschaft, die Menschen hilft, aus dem Teufelskreis von Armut und Hoffnungslosigkeit herauszukommen. Mit Kleinstkrediten. Eine kleine Hilfe, damit sich Menschen selbst helfen können.
Das Geld kommt von Anlegern auch aus Deutschland. Die Finanzmittel gehen nicht verloren. Oikokredit kann sogar Zinsen zahlen.
Ich finde das faszinierend. Nächstenliebe und Bankwirtschaft – das muss kein Gegensatz sein. Beides geht zusammen! Wenn der Mensch im Mittelpunkt steht – wie bei Oikokredit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18821
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