SWR3 Gedanken

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Manchmal kann er auch eckig sein – der runde Tisch. Nur groß muss er sein. Damit auch alle Platz daran finden, die miteinander ins Gespräch kommen wollen.
Gestern vor 25 Jahren wurde so ein großer Tisch aufgebaut. Mitten in Berlin. Im Bonhoefferhaus. Die Stühle im Kirchenraum rückte man an die Seite, um Platz zu schaffen für die große Verhandlungstafel. Vertreter des Neuen Forums und der anderen neuen Parteien in der DDR trafen sich mit Delegierten der letzten SED-Regierung.
Der Runde Tisch. Am 7. Dezember 1989 kam er das erste Mal zusammen, um die Zukunft der DDR zu beraten. Nach der Maueröffnung, nach dem Sturm der Bürger auf die Einrichtungen der Stasi ging es darum, freie Wahlen vorbereiten. Das Unrechtssystem der SED sollte abgelöst werden durch eine demokratische Grundordnung. Die Rechte eines jeden Menschen sollten Geltung finden, endlich. Die friedliche Revolution in der DDR – sie kam zum Ziel in den Gesprächen am Runden Tisch.
Es ist kein Zufall, dass die Verhandlungen in einem Kirchenraum geführt wurden. Drei Pfarrer standen als Moderatoren für den Runden Tisch zur Verfügung. Denn Kirche war für viele Menschen in der DDR damals die einzige glaubwürdige Institution, um den Wandel von der Diktatur zur Demokratie zu begleiten.
Auch heute geht es darum, für die Rechte und die Würde eines jeden Menschen einzutreten. Denn vor Gott sind wir alle gleich. Jeder Mensch ist ein Kind Gottes.
Der Unrechtsstaat der DDR ist verschwunden. Gott sei Dank. Dennoch: Unrecht geschieht auch heute: Zum Beispiel, wenn Flüchtlinge auf dem Meer ertrinken oder in ihren Unterkünften geschlagen werden. Ich meine: Eigentlich braucht es heute auch einen Runden Tisch. Um die Not der Flüchtlinge zu lindern. Kirche kann dazu doch einladen…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18817
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