SWR3 Gedanken

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Was um alles in der Welt treibt zivilisierte junge Männer dazu, Gräber zu schänden? Ein Unfug, für den sich bei uns immerhin der Staatsanwalt interessiert. Die Antwort darauf ist bei aller medialen Empörung und allem Skandalgeschrei irgendwie offen geblieben. Vielleicht, weil es ein viel größerer Skandal ist, was der Krieg aus Menschen macht? Dabei sind es nicht nur die Zivilisation oder die moralischen Maßstäbe junger Soldaten, die im Krieg schon mal den Bach herunter gehen.
Er lässt auch zerbrochene Menschen zurück, gefangen im Horror des Erlebten, ausgemustert aus der Gesellschaft. Eine lesenswerte Reportage über einen schwer traumatisierten Soldaten, der aus Afghanistan zurückkam beginnt mit dem Satz: „Der Krieg ist ... nach Hause gekommen. Er wohnt in einem liebevoll eingerichteten Wohnzimmer und lauert vor den heruntergelassenen Rollläden.“ Bei einem Terroranschlag selber schwer verletzt verfolgen diesen Mann nun die Bilder Tag und Nacht. Sie haben sich in sein Gehirn eingebrannt, unauslöschlich. Die Bilder verstümmelter Kameraden, der Geruch von Blut und verschmorten Fahrzeugteilen. Er wird sie einfach nicht mehr los. Sie machen eine geregelte Arbeit unmöglich, zerstören familiäre Beziehungen. PTSD (=Posttraumatic Stress Disorder, dt.: Posttraumatische Belastungsstörung) heißt diese Krankheit, die Menschen nach schrecklichen Erlebnissen zu seelischen Wracks macht. Hunderte deutsche Soldaten leiden inzwischen daran, in den US-Streitkräften dürften es ungleich mehr sein. Viele Betroffene bleiben ihr Leben lang gezeichnet. Die seelischen Verheerungen, die die Bewohner der Kriegsgebiete erleiden, lassen sich aus all dem nur erahnen.
Was der Krieg aus Menschen macht, dass war und ist allerdings ein Skandal.

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