SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Hööörst du mich?“ ruft es, als ich abends am Spielplatz vorbeigehe. Die Straßenlaterne funzelt, der Adventsstern daran leuchtet noch nicht. „Höörst du mich?“ Ich bin offenbar nicht gemeint. Im Halbdunkel sehe ich einen Hintern vor mir. Der Mann dazu gebückt vor einem Trichterförmigen Etwas. Weit auf der anderen Seite ein Junge, den Kopf halb im Trichter vor ihm. „Hörst du, Papa?“
Ach ja, ein Sprechrohr, unterirdisch verbunden, ein Flüstertelefon. „Hör mal, Hallo“, ruft es da. Und der andere antwortet. Meistens. „Papa, hier rein sprechen“, ruft der Kleene. Doch Papa kapiert´s nicht. Sein Sohn schaut theatralisch nach oben, wie „Himmel, hilf.“ Tja, denke ich, so ist das manchmal.
„Papa, Mama, hör doch!“, rufe ich von klein an und will gehört werden. Auch von dem da oben. „Höre mich, Gott“, rufen Menschen der Bibel immer wieder. Und Gott hört. Aber nicht immer. Manchmal dreht einem der Vater im Himmel scheinbar auch den Hintern zu. Wie jener auf dem Spielplatz. Doch der Sohn gibt nicht auf „Papa, hier rein“, zeigt er und endlich klappt´s. “Jaa, ich hör Dich, schrei nicht so“, flüstert er in den Trichter. Na also. Einfach weiter rufen, dann hört der da oben schon. Der Adventsstern steht jedenfalls dafür. Im Advent kommt Gott so nah, dass ich ihm was flüstern kann...

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