SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“. Auch viele, die selten oder nicht mehr in die Kirche gehen, haben dieses Adventslied  wohl noch  im Ohr. In ganz schlimmen Zeiten damals, im 30-jährigen Krieg gedichtet, erzählt dieses Lied mit biblischen Bildern von der Hoffnung auf Frieden. Das ist so aktuell wie eh und je – nicht nur in Syrien und den Krisengebieten der Erde,  auch im Alltag und im eigenen Leben. Die verschlossenen Türen sollen aufgemacht werden, im Kleinen wie im Großen. Ursprünglich ist an den Tempel in Jerusalem gedacht, aber es gilt ja überall und gerade im Alltäglichsten. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, / euer Herz zum Tempel zubereit“. In der Adventszeit wirft das Weihnachtsfest seine Schatten voraus; da feiern wir bekanntlich die Geburt Jesu, die Ankunft einer neuen Lebensmöglichkeit. Nicht mehr mit Ellbogen und im ständigen Rivalisieren mit anderen, nicht mehr in  Selbstbehauptung  und sozusagen „auf Teufel komm raus und koste es, was es wolle“. Nein: Weihnachten meint jenen Frieden, der aus der Orientierung an Gottes Güte kommt. Gemeint ist  die Lebensart Jesu. „Er ist gerecht, ein Helfer wert, / Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, / sein Königskron ist Heiligkeit, / sein Zepter ist Barmherzigkeit“ - so heißt es in der zweiten Strophe. „All unsere Not zum End er bringt;“ Da sind also Haltungen angesprochen, die mit Vergebungsbereitschaft und Achtsamkeit zu tun haben, mit Solidarität und Einfühlungskraft. Diese 4 Wochen vor Weihnachten sind eine einzige Einladung, in diesem Sinne abzurüsten und die Türen zu öffnen. Sich nicht mehr aggressiv abzuschotten gegen andere, sondern offenherzig und zugewandt sich berühren lassen vom Schicksal anderer und durchaus auch sensibler hinein zu spüren in die Bedürftigkeit des eigenen Herzens. „Komm o mein Heiland Jesu Christ, / meins Herzenstür dir offen ist. / Ach zieh mit deiner Gnade ein, / dein Freundlichkeit auch uns erschein.“ Diese Bitte des alten Liedes, verbunden mit der doch immer noch vertrauten Melodie wie einem Ohrwurm, kann uns einstimmen in eine adventliche Haltung. Da muss sich der Mensch nicht fertig machen und verschließen, da kann er sich weich und bedürftig zeigen und berührbar werden für die Not und die Sehnsucht der anderen. Alles ist durchströmt von der Hoffnung: Das, was damals mit Jesus von Nazaret begonnen hat, das will und kann sich überall durchsetzen. Es ist gut, dass wir wenigstens vier Wochen Zeit haben, um uns auf die Geburt dieses Friedens im eigenen Leben einzustellen. Und da ist dieser erste Dienstag im Advent ein wichtiger Schritt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18727
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