SWR2 Wort zum Tag
SWR2 Wort zum Tag
Von Sehnsucht ist heutzutage viel die Rede, aus guten Gründen. Sehnen ist wie Wünschen – und die Kinder, die jetzt anfangen, ihre Wunschzettel für Weihnachten zu schreiben, erzählen davon. Sehnen hat mit dem zu tun, was uns fehlt – eine glückliche Beziehung vielleicht, eine ehrliche Aussprache, wenigstens etwas mehr Geld. Sehnsucht und Mangel sind Geschwister. Kommt zur Sehnsucht aber etwas hinzu wie Erwartung aufgrund einer festen Zusage, so sprechen wir von Hoffnung. Die hat einen Grund, sie bezieht sich auf ein verlässliches Versprechen, auf eine Verheißung. Sehnsucht schwärmt aus ins Weite .Antoine de Saint Exupéry hat das wunderbar ausgedrückt: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann zeige den Menschen nicht, wo das Material oder das Holz liegen, lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten Meer“. Aber nicht selten geht solche Sehnsucht mit all dem Wunschdenken irgendwie ins Leere. Hoffnung hat einen Anker, da ist so etwas wie fester Boden unter den Füßen schon jetzt - und man bezieht sich hoffend auf das , was erst noch kommt. Nicht zufällig sprach man früher gerne von der Schwangerschaft als „guter Hoffnung“.
Der gerade begonnene Advent meint genau diese Haltung. Denn zum christlichen Glauben gehört die dankbare Überzeugung, dass mit Jesus etwas ganz Neues und Wichtiges endgültig in die Welt gekommen ist. Christen sind Menschen, die eine Vorliebe für Jesus von Nazaret haben. Sie wissen sich verankert in dem, was mit ihm begann und durch ihn Vollendung sucht. Aber diese Erlösung, die unwiderruflich schon begann, steht doch noch aus, wie jeder Blick in die Tageszeitung oder das Fernsehen beweist. Wir sind erlöst auf Hoffnung hin und bei aller unwiderruflichen Endgültigkeit doch noch adventlich gespannt, in Erwartung, in guter Hoffnung. In Jesus, den wir glaubend unseren Christus, unseren Schatz nennen, hat Gott der Menschheit endgültig sein Wort gegeben und auf seine Zusage ist absolut Verlass. Aber das darf nicht selbstzufrieden machen. Es ist ja erst eine Art Vorauszahlung auf das, was kommt und wofür wir beten und arbeiten. Advent heißt Ankunft. Endlich soll überall wahr werden, was damals in der kurzen öffentlichen Wirksamkeit Jesu so wohltuend erfahrbar wurde. Seine Art, von Gottes Güte nicht nur zu reden, sondern sie zu leben, tat gut und tut gut. Seine Hoffnung auf Gottes Gegenwart und seine Weltherrschaft, machte ihn frei, hier und jetzt schon anzufangen, Gottes Güte zu realisieren. Und deshalb gehört zum Advent die Hoffnung, dass er wiederkommt – natürlich nicht wie ein Zombie oder wunderbarer Wiedergänger. Nein: Was damals begann, was durch die 2000 Jahre Geschichte trotz allem viel Gutes gewirkt hat, das soll global sich durchsetzen: Gerechtigkeit und Nächstenliebe z.B., Vergebung und Frieden.
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