SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Manchmal wünsche ich mir, es wäre nochmal Viertel vor vier. Viertel vor vier am 1. Advent und gerade eben hätte meine Mutter die ersten Kekse aus dem Backofen geholt. Noch ganz heiß liegen sie auf dem Backblech vor mir. Die Sterne, Glocken und Herzen aus Mürbeteig. Ich möchte mir gleich den ersten Keks nehmen und meine Mutter sagt: Nein, erst abkühlen lassen.
Manchmal wünsche ich mir, es wäre nochmal Viertel vor vier. An jedem 1. Advent ist bei uns zuhause das große Backen losgegangen. Anschließend habe ich mit meinem Vater und meinem Bruder den Küchentisch gedeckt mit Tellern und Tassen. Für die Erwachsenen gab es Kaffee, für uns Kinder heißen Kakao. Und dann haben wir die ersten Kekse gemeinsam gegessen. Was für ein Festmahl. Haben Sie auch manchmal solche Träume?
Aber – wie das halt mal so ist – es gab trotz aller Kekse im Advent auch mal Streit bei uns in der Familie. Streit zwischen uns Kindern und die Diskussionen mit den Eltern um die schlechten Noten in der Schule. Auch daran denke ich in der Adventszeit. Auch das gehört für mich in diese Zeit vor Weihnachten. Aber wie damals als Kind verlasse ich mich darauf, was Gott versprochen hat:  Ich mache gerade, was krumm und misslungen ist. Ich komme dir entgegen und helfe dir. Genau das feiern wir ja eigentlich in der Adventszeit.
Deshalb war dann auch  das Streiten in der Adventszeit anders. Vielleicht, weil wir uns alle so auf diese Zeit gefreut haben und weil wir da auch erfahren haben: Vieles kann gut werden.
Und genau deswegen denke ich gerne zurück an meine Kindheit. Deshalb möchte ich, dass auch meine Kinder solche Erfahrungen machen. Dass sie erleben, wie man sich freuen kann, weil Gott seine Menschen nicht allein lässt. Und dass man das spüren kann und erleben. Deshalb werde ich am 1. Advent wieder Kekse backen. Nicht mehr als Kind, sondern als Mutter. Meine Söhne werden mir helfen. Werden rühren und naschen. Werden den Tisch decken, die ersten Adventskekse futtern und dazu heiße Milch trinken. Der Glanz in ihren Augen wird mich dann daran erinnern, was es bedeutet, die Adventszeit wie ein Kind zu erleben. Und dann merke ich: Es ist nochmal Viertel vor vier.

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