Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manchmal stelle ich mir vor, wie Gott auf die Erde schaut. Wie die Raumfahrer in ihrer Raumsonde. Da sitzt er dann dort oben, lehnt sich am Ende der Woche entspannt zurück, schaut auf die Erde und sagt: das ist gut. Sehr gut sogar!
So ähnlich ist es auch den drei Astronauten gegangen, die vor kurzem auf der Erde gelandet sind. 6 Monate haben die drei Männer aus Deutschland, den USA und Russland auf engstem Raum miteinander gelebt und gearbeitet. Und haben unseren blauen Planeten bewundert. Die Grenzen ihrer Länder- dort oben haben sie keine Rolle mehr gespielt. Sie haben vorbildlich zusammengearbeitet, wie der russische Astronaut nach der Landung betonte. Respekt und Toleranz über Grenzen der Kultur und Religion hinweg- für die Astronauten war das selbstverständlich.
Heute ist der Internationale Tag der Toleranz. 185 Staaten der UNESCO haben dazu eine Erklärung zur Toleranz unterschrieben. Sie wollen damit erinnern, dass es die Toleranz ist, die wir am dringendsten lernen und leben müssen in dieser einen, vernetzten, globalen Welt. Nur gemeinsam können wir die Probleme meistern, so wie die Raumfahrer in ihrer Kapsel.
Aber wie soll das gehen? Wenn es Leute gibt, die aufgrund ihrer Religion oder Kultur Frauen unterdrücken oder sogar unschuldige Kinder töten? Wie soll man die aushalten, geschweige denn mit ihnen irgendwann oder irgendwie zusammenarbeiten?
Mir hilft es, wenn ich mich dabei auf meinen Glauben besinne. Mein Glaube, dass Gott die Welt geschaffen hat und nicht wir. Dass Gott die Menschen geschaffen hat, auch die, die ich nur schwer ertragen kann.
Mir hilft es, wenn ich mir vorstelle, mit diesem Gott ins Gespräch zu kommen, mich mal neben ihn zu setzen, dort oben auf der Ausguckplattform in seinem Raumschiff. Da würde ich erst mal lange mit ihm schweigend die Erde von oben betrachten, diesen wunderbaren blauen Planeten. „Gut, würde ich sagen, sehr gut! Diese Kontinente und Meere, diese Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren!“-„Und Menschen!“ wird Gott dann zu mir sagen. Und Menschen. Ob schwarz oder weiß, religiös oder atheistisch, homo- oder heterosexuell, so habe ich sie gemacht, als freie Menschen, es sind meine Kinder, ob sie an mich glauben oder nicht. Alle tragen sie in sich mein Ebenbild.“- „Aha!“ werde ich dann sagen und erst mal schweigend neben ihm sitzen. Und dann werde ich es ihm doch sagen: Ich glaube, werde ich sagen, du musst Humor haben. Und ziemlich viel Toleranz.“

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