SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sie begegnen mir im Bad, quellen aus Schubladen, füllen Kästchen und Säckchen. Hunderte von kleinen Gummiringen in verschiedenen Farben. Unsere neunjährige Tochter Emma ist im Loom-Fieber und bastelt eifrig Armbänder. Jeder in der Familie trägt eines. Nur der Hund nicht.
Mittlerweile finde ich das gar nicht so schlecht. So eine Art Familienband zu haben. Weil das Loom-Band ein paar Eigenschaften hat, die ich auch für eine Familie wichtig finde. Zunächst einmal hat es verschiedene Farben, ist so richtig bunt. Unsere Familie ist manchmal so bunt, dass es mir fast zu bunt wird. Da hat jeder seine Interessen und Leidenschaften, bringt sein eigenes Temperament in den Haushalt ein.
Familien bestehen aus verschiedenen Menschen. Und gerade das macht den Reiz aus. Weil wir verschieden sind, ist es bei uns lebendig. Manchmal so lebendig, dass es knallt. Aber kurz darauf spüren wir wieder unsere Verbundenheit. Wie die Gummiringe untereinander verbunden sind. Wie Familien sich untereinander verbunden fühlen. Familienbande eben.
Aber das funktioniert vermutlich wegen einer weiteren Eigenschaft, die mein Armbändchen hat. Es ist dehnbar, es ist flexibel. Nicht unbegrenzt, aber doch so, dass es mich nicht einengt, dass es mir noch Freiheit lässt. Und auch das brauche ich, um mich in einer Familie wohl zu fühlen. Ab und an brauche ich auch Raum für mich.
Mein Bändchen am Handgelenk wird vermutlich irgendwann in der Tonne landen. Gummi hat eben nur begrenzte Haltbarkeit. Da wiederum kann ich nur hoffen, dass unsere familiären Bande ein wenig mehr Qualität besitzen, dass das Band der Liebe haltbarer ist. Einstweilen bin ich einfach froh, dass es Menschen gibt, die zu mir gehören, die sich mit mir verbunden fühlen. Und deswegen tue ich unserer Emma von Herzen gern den Gefallen und trage ihr Bändchen mit Freude.

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