Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Georg und Martin, zwei erwachsene Männer, stehen am Grab ihres Großvaters Franz Fellner. Gekannt haben die beiden ihren Opa nicht. Denn der starb schon mit 30 Jahren, am Silvestertag 1941, tödlich getroffen von einem Granatsplitter vor dem belagerten Leningrad.
Über Jahre hatten Georg und Martin versucht, das Schicksal ihres Großvaters aufzuklären. Der entscheidende Hinweis kam vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Bei Grabungen hatte man Fellners Gebeine gefunden. Die Erkennungsmarke war noch gut lesbar.
Und jetzt sind die Enkel auf einem deutschen Soldatenfriedhof vor
St. Petersburg. Fellners Grab ist hier eines von über 50.000, angelegt und gepflegt vom Volksbund. Dessen Arbeit ist noch immer unverzichtbar.
30.000 Gefallene werden pro Jahr geborgen und würdevoll bestattet, vor allem in Osteuropa.
Ermöglicht wird das vorwiegend durch Spenden. Deshalb sind sie in diesen Wochen auch wieder unterwegs - die ehrenamtlichen Sammler des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge: Soldaten der Bundeswehr und Zivilisten, darunter viele Schüler und Rentner.
Tote begraben – das gehört zu den sieben Werken christlicher Barmherzigkeit. Im Fall der Kriegsgräber ist es auch ein konkreter Friedensdienst. Denn was könnte eindringlicher zum Frieden mahnen als die schier endlosen Gräberreihen der Gefallenen. Jean-Claude Juncker, der neue EU-Kommissionspräsident hat es so formuliert: „Wer an Europa verzweifelt, der sollte einen Soldatenfriedhof besuchen!“
Georg und Martin, die Enkel des Franz Fellner, sind glücklich, ihren Großvater noch gefunden zu haben. Über 2000 km von der Heimat entfernt, entzünden sie eine Kerze auf seinem Grab. Einen Tag nach Fellners 100. Geburtstag. „Es war,“ so erzählen sie, „als hätte sich auch für uns der Kreislauf des Lebens endlich geschlossen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18632
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