Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Jetzt im dunklen und kalten November, da genieße ich oft eine extra Portion Schokolade oder einen Extralöffel leckeres Essen. Meine Stimmung ist jetzt, wo es richtig Winter wird, oft etwas trüb – und vielleicht braucht ja auch mein Körper für die Kälte etwas Winterspeck? In früheren Jahrhunderten allerdings war das auch schon mal anders. Heute, am Tag nach Sankt Martin, hat in der Alten Kirche die Winterfastenzeit begonnen. 40 Tage Zurückhaltung bis Weihnachten. Mittlerweile gibt’s so ein christliches Fasten nur noch vor Ostern. Aber früher hat man eben auch vor Weihnachten 40 Tage Vorbereitungszeit eingelegt – und dabei weniger gegessen und getrunken. An Sankt Martin wurde noch einmal richtig geschlemmt – unsere Martinsgans kommt daher. Danach herrschte vorweihnachtliche Zurückhaltung.

Ich bin, ehrlich gesagt, ganz froh, dass diese Winterfastenzeit im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangen ist. Im November fällt mir Fasten deutlich schwerer als im März. Und außerdem freu ich mich auch schon wieder auf den ein oder anderen Glühwein und Spekulatius im Advent. Heute ist die Zeit vor Weihnachten ja eher eine Zeit des Schlemmens als eine des Verzichtens.

Und trotzdem: Ein wenig möchte ich mich von dieser Winterfastenzeit dieses Jahr doch inspirieren lassen. Ich hab mir vorgenommen: Ich will nicht unbedingt weniger essen. Aber doch: bewusster. Mir wird immer klarer, wie wichtig es ist, gerade im Winter beim Kochen aufs Klima zu achten. Regional und saisonal einzukaufen und zu essen. Ich will nicht, dass Lastwagen und Flugzeuge tausende Kilometer zurücklegen müssen, damit ich hier auch im November und Dezember immer das auf den Teller bekomme, wozu ich gerade Lust habe. Ich geb zu: Gerade in der dunklen Jahreszeit ist das gar nicht so leicht. Ich habe manchmal Lust auf Tomaten oder Orangen. Und doch will ich sie dieses Jahr so weit wie möglich weglassen. Und stattdessen das essen, was die Natur mir hier bei uns auf den Speiseplan setzt: Feldsalat oder Wirsing oder Rosenkohl. Auch das mag ich total gern. Ich hab mir vorgenommen: Ich kaufe noch öfter auf dem Markt ein und probiere zum Beispiel neue Rezepte aus.

Dann kann für mich aus dieser alten Winterfastenzeit ja vielleicht wirklich eine winterliche Fastenzeit, eine saisonale Fastenzeit werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18627
weiterlesen...