SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Plötzlich geht gar nichts mehr. Vollsperrung. Keine Ahnung, warum sie die Autobahn gerade jetzt dicht machen müssen. Ich sehe nur: Alles steht. Wie lange wir hier stehen werden, ist nicht klar. Meine Tagesplanung kann ich wohl erst mal vergessen. Prima. Plötzlich ausgebremst zu werden, das nervt schon gewaltig. Vor allem, wenn es die schön getakteten Pläne so unverhofft durcheinander wirbelt. Darüber könnte ich mich jetzt aufregen, könnte mich in Rage bringen, vielleicht bis an den Rand eines Herzinfarkts. Trotzdem werde ich deshalb ja keinen Meter schneller voran kommen. Vor mir steigen nun die Ersten aus ihren Autos, schlendern neben ihren Fahrzeugen über die Autobahn. Da sonst nichts mehr geht, öffne ich auch die Tür und steige aus. Der Fahrer des LKW auf der Spur neben mir steht vor seinem Sattelzug. „Wartungsarbeiten“, sagt er. „Weiter vorne steht ein großer Kran auf der Fahrbahn. Wird wohl irgendwann fertig sein.“ Er wirkt gelassen, zieht gelangweilt an seiner Zigarette. Wir unterhalten uns, wechseln ein paar Worte miteinander. Schon seltsam, denke ich. Wann hätte mich mit diesem Mann wohl jemals ein Wort gewechselt? Die Vollsperrung macht‘s möglich.

Nach knapp 20 Minuten geht es endlich weiter. Die Karawane setzt sich langsam wieder in Bewegung. Meine Tagesplanung habe ich umstellen müssen und bin trotzdem merkwürdig entspannt. Plötzlich ausgebremst zu werden nervt noch immer. Aber manchmal schafft es auch ganz ungeplant Zeit für Dinge, für die sonst keine Zeit wäre.

 

 

 

 

 

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