SWR3 Gedanken

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Nach der Feier kam der Frust. Einen prima Schulabschluss hat Julia hingelegt. Auf ihrem Abschlusszeugnis steht eine eins vor dem Komma. Nun hofft sie auf den ersehnten Studienplatz. Doch den gibt’s nicht. Kein Platz für Julia, denn viel zu viele wollen dasselbe studieren wie sie. Am Ende entscheiden wenige Zehntel hinter dem Komma über Lebensträume. Es ist fast wie beim 100-Meter-Lauf. Auch da  kann ein Sekundenbruchteil den Ausschlag für das Siegertreppchen geben. Den Ausschlag zwischen gefeiert oder vergessen.

Julia muss sich entscheiden: Ihren Berufstraum vergessen und einen andern Weg einschlagen oder weiter alles daran setzen. Die Hoffnung hoch halten um irgendwann doch noch feiern zu können? Julia entscheidet sich fürs Weitermachen, ohne Garantie auf Erfolg.

Ein bisschen bewundere ich sie immer: Menschen, die  alles daran setzen, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen. Dabei kann das manchmal schon ziemlich verrückt wirken. Zumindest für einen, der lieber nüchtern abwägt, was geht und was nicht und sich im Zweifel für den leichteren Weg entscheidet. Wer Lebensträume verfolgt muss nämlich auch Umwege und Durststrecken in Kauf nehmen und sich selbst dann nicht vom Weg abbringen lassen, wenn er stolpert. Klar, das kann auch schief gehen. Ich kann mich verrennen in ein aussichtsloses Unterfangen. Ich kann irgendwann feststellen, dass ich einer Illusion nachgerannt bin. Die Landung auf dem Boden der Tatsachen kann ziemlich hart werden. Trotzdem, wo ständen wir ohne Menschen, die ihrer Vision folgen und dafür auch bereit sind, etwas zu riskieren.

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