SWR3 Gedanken

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Seit 1000 Jahren gibt es ihn schon, den Tag Allerseelen. Heute, am 2. November wird er gefeiert. Es ist ein Tag, an dem noch immer viele katholische Christen die Friedhöfe besuchen. Sie bringen Blumen und Kerzen mit, stellen sie ab auf den Gräbern ihrer Toten. Doch warum eigentlich? Wenn ich an meine verstorbenen Großeltern denken will, kann ich das schließlich immer und überall tun. Dazu brauche ich diesen Tag nicht. Und auch den Friedhof, den benötige ich dafür genau genommen auch nicht. Schließlich trage ich die Erinnerungen an sie ja in Gedanken mit mir herum.

Trotzdem besuche ich an diesem Tag ihr Grab, wenn es mir möglich ist. Zum einen, weil es mir gut tut, wenn ich einen Ort habe um mich zu erinnern. Einen ganz konkreten Platz, den ich aufsuchen kann. Zum anderen aber auch, weil das Schmücken der Gräber an Allerseelen ein Zeichen der Hoffnung ist, die ich als Christ habe. Die Hoffnung nämlich, dass unsere Verstorbenen nicht einfach weg sind. Begraben und irgendwann vergessen. Dass sie mir im Tod vielmehr vorausgegangen sind in ein anderes Leben bei Gott.

Es gab mal Zeiten, da waren die Friedhöfe noch keine abgeschiedenen Orte. Da tobte dort das Leben. Da wurde gegessen, getrunken und manchmal auch getanzt. Für die Lebenden waren die Toten einfach ein Teil ihres Lebens. Für uns heute kaum noch vorstellbar. Und doch ist ein wenig davon geblieben, heute, am Allerseelentag, an dem sich Menschen begegnen. Auf dem Friedhof nämlich, an den Gräbern ihrer Toten.

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