SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Meine Tochter ist gerade sechs geworden. Irgendwann im Laufe des nächsten Jahres wird sie entdecken, dass ihre Eltern seltsam sind, und zwar sind wir seltsam, weil wir in die Kirche gehen.“ So fängt das neue Buch von Francis Spufford an. Er listet auf, was dieses ‚seltsam sein‘ beinhaltet: „Es bedeutet nämlich, dass wir jede Menge abstruses steinzeitliches Zeug glauben…, dass wir dogmatisch und selbstgerecht sind…, dass wir zu dumm sind, um zu begreifen, wie irrational unser Glaubensbekenntnis ist.“ Es ist ein wunderbares Buch, das Francis Spufford da geschrieben hat. Er ist kein Theologe, der umständliche Worthülsen konstruiert, sondern ein einfacher, gläubiger Christ, der es satt hat, sich dauernd dafür zu rechtfertigen, dass er in die Kirche geht. Auf Englisch lautet der Titel „Unapologetic“, also sozusagen „Ohne Entschuldigung“, aber auch „unmissverständlich“. Und genauso unmissverständlich erklärt Francis Spufford, was den christlichen Glauben ausmacht. Dabei erinnert er an die leider allzu menschliche Erfahrung, dass wir gerne mal „Dinge in den Sand zu setzen“ – wie der deutsche Übersetzer netterweise übersetzt. Spufford spricht von unserem Hang to fuck things up. Und er spricht von der grausamen Welt, von Jesus, von Gott, von der Kirche – und das macht er auf eine sehr verständliche Art und Weise. Das Schöne an seinem Buch ist sein wunderbarer englischer Humor, aber auch die Ernsthaftigkeit mit der er für seinen Glauben eintritt. Für Spufford macht Glauben Sinn, einen „hoffnungsvollen …; realistischen Sinn, der von unserer peinlichen Himmelsfee empfohlen wird, die sagt: Sei nicht vorsichtig. Sei nicht überrascht über irgendeine menschliche Grausamkeit. Hab keine Angst. Es kann viel mehr heil gemacht werden, als du“ meinst.

Francis Spufford „Heilige (Un)Vernunft! Warum Christsein, allen rationalen Bedenken zum Trotz, noch immer erstaunlich viel Sinn macht“ Brendow Verlag 2014.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18565
weiterlesen...