SWR3 Gedanken

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Ein ganz normales Verkehrsschild: Blauer Hintergrund, ein weißer Pfeil, der nach oben zeigt: „Geradeaus fahren“. Aber etwas an diesem Verkehrsschild ist anders. Oben auf der Spitze des Pfeils ist zusätzlich ein runder Punkt, darüber ein Kreis. Der Pfeil sieht dadurch wie ein fliegender Engel aus: die weiße, dicke Linie des Pfeils ist der Engelskörper, die Flügel des Pfeils sind Engelsflügel, oben der Kopf mit dem Heiligenschein. Ausgedacht hat sich das der Künstler Clet Abraham. Wenn man ihn googelt, findet man ganz viele seiner Straßenschilderaktionen. Z.B. das rote Schild „Einfahrt verboten“: über dem dicken, weißen Querbalken klettert vorwitzig ein kleiner Mann.
Clet Abraham verändert Verkehrsschilder. Sie sind immer noch gut erkennbar, aber jetzt kann man zweierlei Dinge sehen: ein Sackgassenschild an dessen T-Form ein gekreuzigter Jesus hängt z.B.. Clet Abraham verfremdet die Verkehrsschilder und macht sie so wieder richtig interessant.
Irgendwie erinnert mich das an Jesus selbst. Daran wie Jesus mit den Gesetzen seiner Zeit umgegangen ist. Jesus hat die Gesetze, Regeln und Vorschriften ja nicht außer Kraft gesetzt. Aber er hat sie unter einem anderen Blickwinkel betrachtet: So wie Clet Abraham die Verkehrsschilder ja nicht im Museum ausstellt, sondern er dieses Augenzwinkern in die normale Straßenwelt einbringt, so hat Jesus die Liebe über die Gesetze gestellt – und das ändert doch alles.
Vorschriften sind ja schließlich für die Menschen da, sie helfen, miteinander klar zu kommen, sie regeln das tägliche Miteinander. Aber der Mensch ist nicht für die Gesetze da! Sonst enden wir in einer herzlosen Bürokratie, in der jeder „nur noch seinen Job macht“. Deswegen brauchen wir Humor und Liebe als Basis unseres Miteinanders und manchmal ist es gut, Künstler wie Clet Abraham zu haben, die uns daran erinnern.

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