SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ode an die Freude, Europahymne – jedenfalls führt die Musik morgen mal wieder Menschen zusammen, die eigentlich durch Grenzen getrennt sind…
Europa hat sich das Stück zur mehr oder weniger offiziellen Hymne gemacht; es wird fast immer gespielt und gesungen, wenn es besonders feierlich wird: Das Schluss-Stück aus der neunten Symphonie von Ludwig van Beethoven, die Ode an die Freude. Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium... Obwohl: Den Text kennen inzwischen ja wohl nur die wenigsten.
Ist auch eigentlich nicht soo wichtig. Gebet an die Freude – na ja. Viel stärker ist die Musik – und die ist nun wirklich gewaltig. Morgen Abend werde ich das Vergnügen haben, Beethovens Europa- nein: die Freuden-Hymne zu singen; als einer von über achtzig Menschen im Chor,
also nicht so sehr auffällig – aber in der Luxemburger Philharmonie, mit großem Orchester
und mit Ton Koopman, einem berühmten Dirigenten für alte Musik. Spannende Sache das – schon deswegen, weil der Chor international zusammengesetzt ist. Die Sängerinnen und Sänger kommen aus Luxembourg und Lothringen, aus dem Saarland und der Gegend um Trier; sie haben erst in vier oder fünf Gruppen jeweils vor Ort geprobt und seit Ende der Sommerferien gemeinsam in Luxemburg. Da mussten sehr unterschiedliche Auffassungen zusammenwachsen darüber, wie man singt und wie manche Worte auszusprechen sind
und wo die Betonungen hingehören. Die Chorleiter mussten allmählich die Balance herstellen
zwischen zu laut und zu leise; wie in jedem Chor gibt es mal wieder zu viele Altistinnen und zu wenig Tenöre. Solche Sachen eben. Wie im ganz normalen Leben auch. Wer Glück und eine Karte hat, wird es live erleben können: Musik bringt die Menschen zusammen, über Grenzen und alle möglichen Unterschiede hinweg. Beethovens Neunte sowieso –  aber die meisten anderen Arten von Musik auch – schon beim Zuhören. Und beim Selber-Musikmachen noch ein bisschen mehr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18511
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