SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„… bis der Tod euch scheidet?“ Klar haben wir „ja“ gesagt, beide, deutlich hörbar für die vielen lieben Gäste. Heute vor fünfunddreißig Jahren, bei unserer Hochzeit. Wir haben uns getraut –
und dabei hatten wir kaum einen Schimmer, was da auf uns zukam.
Heute: das wird eine Erinnerung, beim Frühstück wohl – eher kein Fest. Obwohl es ja schon was zu feiern gäbe:
Das verflixte siebte Jahr, die Frist also, bis zu der angeblich die meisten Ehen und eheähnlichen Verhältnisse halten…Das verflixte siebte Jahr haben wir jetzt schon fünfmal umrundet.
Und wundern uns glaube ich selbst mit am meisten: hält immer noch! Denn klar: Die erste Liebe und die ganz großen Gefühle und Pläne sind schon lange Geschichte. Wehmütige Erinnerungen manchmal – auch Erinnerungen, die wir gemeinsam haben.
Viel Leben ist über uns hinweggegangen, viel haben wir gelebt und erlebt, der Tod ist schon in unserer Familie zu Hause. Es hätte auch Gelegenheiten gegeben, uns zu trennen…
Inzwischen müssen wir uns kümmern, wie wir leben und wohnen wollen, wenn wir mal noch weniger beweglich sein werden, alt und langsamer. Das bleibt spannend. Ist aber keine Antwort auf die Frage, warum es schon so lange geht – und woher ich die Hoffnung nehme, dass es auch tatsächlich so bleibt.
Ja ja, es ist auch ein ganz schönes Stück Bequemlichkeit. Beide wissen, auf welche Empfindlichkeiten beim anderen wir Rücksicht nehmen sollten – und beide achten drauf.
Vieles läuft ganz selbstverständlich zusammen oder nebeneinander, ohne große Absprachen und Diskussionen. Bequem eben. Wer will das wegtun?
Aber das wäre uns beiden zu wenig, glaube ich. Es ist schon immer noch Liebe – und das ist eben viel mehr als die heißen Gefühle und das Verlangen vom Anfang. Ich will dich lieben achten und ehren, solange ich lebe – das haben wir uns damals versprochen. Ich hoffe, es hält noch ein paar viele schöne Jahre! 

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