Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Seit die Welt an allen Ecken und Enden wieder in Flammen steht, suche ich nach Friedensinitiativen: wie Menschen schon im Vorfeld dafür sorgen, dass  Nähe, Vertrauen und Zuwendung gefördert werden. Eine solche Initiative habe ich in einer Kirchenzeitung* beschrieben gefunden. Am Grenzzaun zwischen Syrien und Israel werden Verletzte aus dem Bürgerkrieg abgelegt. Sie werden von israelischen Soldaten im Empfang genommen und in israelischen Krankenhäusern behandelt. Dieser Grenzverkehr der besonderen Art funktioniert seit Februar 2013 und seither sind 350 Syrer im Krankenhaus in Safed in Galiläa behandelt worden. Der stellvertretende Klinikchef beschreibt, wie absurd die Situation sich anfangs zeigte: an einem Sabbat kamen die ersten 7 Verwundeten und erst, als alle versorgt und operiert waren, wurden sich die Ärzte bewußt, dass sie da Syrer behandelt hatten. Ein 23jähriger Mann erzählt, er sei nachts unterwegs gewesen, als eine Handgranate auf ihn geworfen worden sei. Die habe er aufgefangen, um sie zurück zu werfen, bevor sie explodiert. Zu spät, sie explodierte in seinen Händen und nur durch die Kunst der israelischen Chirurgen konnte die Hand gerettet werden. War der Mann ein Rebell gegen Assad? Ein islamistischer Kämpfer? Niemand in dem Krankenhaus fragt danach: er ist ein Mensch in Not und er braucht Hilfe, das genügt. Damit die Syrer Vertrauen aufbauen können zum israelischen Krankenhauspersonal, gibt es einen arabisch sprechenden Sozialarbeiter; der übersetzt für die syrischen Patienten. Und es gibt sogar einenKrankenhausclown, der auch arabisch spricht und die verletzten Kinder auf andere Gedanken bringt.

Es gibt blinde Kinder hier und eines, dem ein Bein amputiert werden musste. Und Arabische Dörfer in Israel haben Geld gesammelt für Prothesen. In Syrien gibt es das nicht; das Gesundheitssystem liegt nach mehr als drei Jahren Bürgerkrieg am Boden.

Mancher Syrer wird sich denken: ein Glück, dass ich bei den Israelis im Krankenhaus behandelt wurde. Freund – Feind? In erster Linie einfach ein Mitmensch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18482
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