SWR3 Gedanken

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„Meine Frau sagt auch immer, ich wäre so sensibel“. schreibt Hanns Dieter Hüsch in einem Gedicht und erzählt, wie er eine Biene aus dem Swimmingpool rettet oder einen Käfer über die Straße bringt.
Seit ich das Gedicht gelesen habe, bin ich vorsichtiger beim Kehren und beim Staubsaugen. Selbst die riesige Spinne mit Stoßzähnen und Haaren an den Beinen findet jetzt bei mir Gnade. Statt sie wegzusaugen, hole ich jetzt ein großes Glas, stülpe es todesmutig über die Spinne und trage sie raus... besonders angenehm ist mir das nicht wirklich – aber irgendwie tut mir die Spinne leid und ich denke: Ich habe nicht das Recht, sie einfach totzutreten oder aufzusaugen, nur weil mir nicht gefällt, dass sie sich gerade einen Weg quer durch mein Wohnzimmer bahnt.
Übertrieben? Sensibel? Ja, vielleicht. Aber irgendwo muss man doch anfangen, meine ich. Ob das nun beim Klimaschutz mit Energiesparlampen ist, oder bei der Rettungsaktion meiner haariger Mitbewohnerin, der Spinne. Auf meine Weise versuche ich damit, ein bisschen ernst zu machen mit dem, was die Bibel in der Schöpfungsgeschichte beschreibt. Da bekommt der Mensch nämlich von Gott den Auftrag, diese Welt zu bebauen und zu bewahren. Und ich denke, damit sind wohl wir gemeint. Und nicht nur die hoch bezahlten Politikerinnen und Politiker, die über Klima und Artenschutz diskutieren: Denn wir sind es doch, die sich morgens ins Auto setzen, nur um gerade beim Bäcker die Brötchen zu holen. Wenn wir das mit dem Energiesparen nicht angehen, können die Politiker reden wie sie wollen. Dann wird das nichts mit dem Klimawandel.
„Meine Frau sagt auch immer, ich wäre so sensibel!“ schreibt Hanns Dieter Hüsch. Ich meine, es wäre nicht schlecht, wenn es mehr von solchen Sensibelchen unter uns gäbe. Leute, die nicht nur gerne Knut im Berliner Zoo besuchen, sondern auch einiges dafür tun, dass seinen Artgenossen der Lebensraum in der Arktis erhalten bleibt, auch wenn sie nicht so knuddelig sind. Sensibel? Ja! Hoffentlich!
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