Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Verrückt nach Gott“ – das war sie, die heilige Teresa von Avila. Heute wird ihr Todestag in der katholischen Kirche gefeiert.Teresa von Avila war wirklich verrückt nach Gott. Sie war geradezu verliebt in Gott. Eine glückliche und erfüllte Ordensfrau. Sie war überhaupt eine starke Frau. Vonklein auf hatte sie ihren eigenen Kopf. Und das war zu Beginn des 16.Jahrhunderts in Spanien nicht unbedingt ratsam für eine Frau. Aber Teresa war stark. Sie setzte sich immer wieder durch: Sie wollte nicht verheiratet werden, sondern ging lieber ins Kloster. Sie wollte im Kloster nicht durch zu viel Geschwätz am Beten gehindert werden, sondern gründete ein Kloster, in dem sie endlich beten und schweigen konnte. Sie wollte nicht von ängstlichen Beichtvätern bevormundet  werden, sondern schrieb ihre eigenen Gedanken auf. Sie wollte auch nicht missmutig werden durch zu vielFasten und Verzichten, sondern ihre Freude an Gott behalten. Sie hatte eben ihren eigenen Kopf. Sie hatte Bewunderer – und sie hatte Feinde.

Aber Teresa ließ sich weder kaufen noch einschüchtern. Sie tat ein Leben lang, was sie für richtig hielt. Oder besser: Was sie im Sinne Gottes für richtig hielt. Sie wollte zusammen mit anderen ein gutes und gotterfülltes Leben führen. Sie hat Klöster gegründet, damit viele junge Frauen in diesem Sinn leben konnten. Sie hat dafür alte Häuser eingerissen und neue gebaut. Sie hat überhaupt viel Neues gewagt: Ihre Nonnen lernten, keine Angst vor Gott zu haben, sondern Gott zu lieben. Sie sollten sich freuen an Gott. Und siesollten genießen, wenn es etwas zu genießen gab.

Das alles war ganz neu – und unerhört. Vor allem ungehörig für Frauen. Wie konnten sich Frauenso etwas anmaßen?

Teresa hat sich deshalb oft mit Theologen gestritten. Aber sie war nicht streitsüchtig oder egoistisch. Sie war gescheit. Sie war schlagfertig. Sie war witzig. Und sie war fromm. Es ging ihr nicht um Macht, sondern um die Liebe Gottes. Sie wollte nurdas tun, was ihr besser schien für ein Leben mit Gott. Dafür mussten Frauen zu ihrer Zeit auch manchmal die gelehrten Männer austricksen. Das ist Teresa gelungen. Sie blieb verrückt nach Gott. Mehr geht nicht!

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