SWR3 Gedanken

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Beim Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe Islamischer Staat, IS, scheint jedenfalls alles klar: An militärischer Gewalt führt kein Weg mehr vorbei! Menschen, die anderen Menschen auf grausame Weise den Kopf abschlagen, muss man sich entgegenstellen. Das sagt der Vatikan genauso wie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Und dass es so ist, macht mich ganz ratlos. Denn, wer über Frieden sprechen will, hat gerade schlechte Karten. Krieg ist im Moment das Thema, auch wenn es einem aufgezwungen wurde.
Vor einhundert Jahren, im ersten Weltkrieg, war das alles beherrschende Thema natürlich auch Krieg. Und ich habe gelernt, es gab zum Beispiel in meiner Stadt sogenannte „Kriegsbetstunden“. Ob in diesen Kriegsbetstunden für den Sieg der Deutschen und für den Untergang der Engländer gebetet wurde, weiß ich nicht. Aber ich finde es schon bezeichnend, dass die ganze Veranstaltung eben „Kriegsbetstunden“ hieß.
Heute gibt es in meiner Stadt keine Kriegsbetstunden mehr. Aber schon seit Jahren ein Friedensgebet. Und ich finde es gut, dass diese Veranstaltung eben Friedensgebet heißt. Und wir uns im Namen des Friedens und nicht im Namen des Krieges versammeln. Weil es mir sagt: Auch wenn alles klar schein: Der Wunsch und die Hoffnung auf Frieden soll nicht vergessen werden. Gott hat „Gedanken des Friedens und nicht des Leides“ (Jer 29,11), steht in der Bibel. Und daran möchte ich mich festhalten, durch Krieg und Gewalt hindurch. Oder ganz trotzig gesagt: Der Krieg hindert mich nicht daran für den Frieden zu beten.   

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18444
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