Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Das hat Jesus gesagt. Und damit als erster Mensch überhaupt gegen die Todesstrafe protestiert.  Heute ist der weltweite Gedenktag zur Abschaffung der Todesstrafe. In unserem Land gibt es Gottseidank die Todesstrafe schon lange nicht mehr. Doch in fünfzig anderen Ländern werden im Namen eines vermeintlichen Rechts noch immer Menschen getötet. Diese Hinrichtungen sind dabei oft auch noch besonders grausam. So grausam sollte es auch in dem Fall zugehen, gegen des Jesus protestiert. Eine Frau sollte gesteinigt werden. Eine Ehebrecherin. Man wollte sie solange mit Steinen beworfen, bis sie tot ist. Damals war das nach Recht und Gesetz ok. Es ist kein Zufall, dass nur von der Ehebrecherin und nicht vom Ehebrecher die Rede ist. Oftmals trifft die Todesstrafe die Schwächeren in einer Gesellschaft, diejenigen ohne Einfluss und Geld. Die Frau wird zu Jesus gebracht. Der soll jetzt Farbe bekennen: Du bist doch auch für Recht und Gesetz, oder etwa nicht? – Die Antwort darauf will gut überlegt sein, deshalb malt Jesus zuerst einmal schweigend mit dem Finger im Sand, bevor er Sand ins Getriebe wirft: Nein, Jesus ist ganz und gar nicht für Recht und Gesetz. Jesus ist gegen die Todesstrafe, obwohl sie in der Bibel in vielen Fällen vorgesehen ist. Denn kein Mensch hat das Recht, sich zum Herrn über Tod und Leben eines anderen zu machen! Deshalb sagt Jesus sehr bedächtig nach längerem Nachdenken: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Jesus meint damit: So gerecht, so überlegen, so perfekt ist kein Mensch, dass er einem anderen das Leben nehmen darf. Keiner ist ohne Schuld. Und deshalb hat alles Recht eine Grenze: Wir können Strafen verhängen, wir dürfen die Gemeinschaft schützen, aber wir dürfen niemanden zum Tod verurteilen, egal, was er getan hat. Besonders wichtig ist dabei: es geht nicht um ein abstraktes Recht, es geht um einen ganz konkreten Menschen, den das Todesurteil trifft. Und der hat das Recht auf die Chance umzukehren und neu anzufangen.

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